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Tipps für die Cloud Migration

05.04.2018
Von  und
Bernd Wachter ist Managing Enterprise Architect im bereich Cloud Infrastructure Services bei Capgemini
  Rolf Kleinwächter ist Solution Director im Bereich Cloud Infrastructure Services bei Capgemini

Den Business Case rechnen

In den Business Case wiederum fließen nicht nur die Preise der Anbieter, sondern auch der Aufwand für die Migration und der zu erzielende Nutzen ein. Geht es um eine Innovation, ist dieser häufig nicht leicht abzuschätzen. Viele Unternehmen vergessen auch, die organisatorischen Änderungen einzukalkulieren: Welche Aufgaben übernehmen Mitarbeiter, die sich bislang um die Infrastruktur oder auch um die Entwicklung gekümmert haben? Und müssen eventuell noch Fachleute für neue Aufgaben eingestellt werden? Möglicherweise braucht das Unternehmen Mitarbeiter mit Kenntnissen beispielsweise über agile Entwicklungsmethoden, DevOps oder ähnliches, die es noch nicht hat? Denn die Chance auf agile Entwicklung umzustellen, sollten Unternehmen in diesem Zusammenhang unbedingt wahrnehmen.

Häufig wird es nicht günstiger, die eigene IT-Landschaft in Richtung Cloud zu transformieren. Ein Business Case kann sich aber trotzdem rechnen, weil das Unternehmen Innovationsfähigkeit und Flexibilität gewinnt. Ihr Mehrwert hängt davon ab, welchen monetären Vorteil das dem Geschäft bringt, sprich beispielsweise Umsatzerhöhung oder eine höhere Marge durch kürzere Produktentwicklungszyklen oder flexibles Abfangen von Nachfragespitzen.

Die Migration selbst

An dieser Stelle eine komplette Migrationsplanung zu beschreiben, würde den Rahmen sprengen. Denn sie ist, insbesondere wenn es um die Transformation der kompletten IT-Landschaft geht, komplex. Deshalb ist gute Planung unabdingbar. Die gute Nachricht ist, dass es für Massenmigrationen sogenannte Fabrik-Services gibt. Dabei kümmert sich das Team eines Dienstleisters mehrere Monate darum, Anwendung für Anwendung in die Cloud zu bringen. Da es sich hier um einen industrialisierten Service handelt und diese Teams viel Routine und Möglichkeiten zur Automatisierung haben, lassen sich auch solche Projekte in überschaubarer Zeit stemmen.

Wer mehrere Anwendungen migrieren möchte und nicht das ganze Projekt durchplanen will, kann auch erst einmal klein anfangen, Erfahrungen sammeln und dann Schritt für Schritt migrieren. Auf diese Weise lassen sich auch die Anwender Schritt für Schritt an die neue Umgebung gewöhnen. Wichtig ist, dass der reibungslose Betrieb sichergestellt wird und es Fallback-Lösungen gibt.

Vor- und Nachteile der Cloud

Inzwischen ist wahrscheinlich klar geworden, dass man Vor- und Nachteile einer Migration in die Cloud beziehungsweise der Transformation der IT-Landschaft in diese Richtung immer nur individuell diskutieren kann. Denn die Voraussetzungen sind in jedem Unternehmen anders. Generell kann man aber sagen, dass:

  • viele Innovationen nur noch mit Cloud-Services realisiert werden können, weil sie Unternehmen die Entwicklung von Basis-Services und -Architekturen erspart. Die Cloud wird dann zur Grundlage für die Umsetzung neuer digitaler Geschäftsmodelle.

  • man in einer Cloud leichter agile Methoden und DevOps-Konzepte umsetzen kann.

  • sich die Architekturkonzepte und -designs grundlegend ändern mit entsprechenden Auswirkungen auf die gesamte IT-Produktion.

  • die Sicherheit in Anbieter-Clouds in der Regel sehr hoch ist und die meisten Unternehmen dieses Niveau selbst nicht realisieren können.

  • die Einhaltung der DSGVO kontrolliert werden muss, auch wenn der Provider viele Aufgaben übernimmt.

  • sich Unternehmen mit der Nutzung einer Anbieter-Cloud von vielen Aufgaben befreien und damit Freiraum für andere Projekte schaffen.

  • der Aufwand im Bezug auf das Provider- und Vertrags-Management wahrscheinlich steigt.

  • eine Hybrid-Lösung mehr Komplexität mit sich bringt.

  • die IT-Organisation grundlegend verändert werden muss.

  • die Cloud zu einem Grad an Standardisierung zwingt.