Tablet PC: Add-ons eröffnen weites Anwendungsfeld

21.11.2002
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Ein anderes Szenario wäre der Einsatz als elektronische Planungshilfe auf Baustellen. Über einen Hotspot erhält der Architekt Zugriff auf die elektronischen Baupläne und gibt Änderungen direkt vor Ort per Stift ein oder dokumentiert etwaige Baumängel gleichzeitig mit einer angeschlossenen Digitalkamera. Ferner wäre vorstellbar, dass Änderungswünsche des Bauherren schon während der Begehung erfasst und an den Lieferanten übermittelt werden.

Tablet-Geschichte: Microsofts Konzept, einen Computer mit Handschrift und Stift zu bedienen, ist nicht neu. Diese Idee fasziniert Forscher und Entwickler bereits seit rund 40 Jahren. Ihre Realisierung im Massenmarkt scheiterte bislang daran, dass bezahlbare Komponenten und die erforderliche Rechnerleistung fehlten.

Eine erste tragbare Version eines Tablet-Computer realisierte 1964 die Rand Corporation. Allerdings kostete die Herstellung des überwiegend in Handarbeit gefertigten Geräts 18.000 Dollar. Obwohl die 70er Jahre dann von bahnbrechenden Erfindungen in der IT gekennzeichnet waren, blieb das Pen Computing in den Kinderschuhen stecken. 1989 brachte Grid Computing den ersten echten tragbaren Computer auf den Markt, bei dem die Daten per Stift auf einen Touchscreen geschrieben wurden. Allerdings war der Begriff tragbar bei einem Gewicht von mehreren Kilogramm relativ zu sehen. Als Betriebssystem verwendete das „Gridpad“ MS-DOS 3.3. Drei Jahre später hatte auch NCR in seinem Augsburger Werk einen ersten Stiftcomputer entwickelt.

Insgesamt erlebte das Pen Computing Anfang der 90er Jahre wieder einen größeren Entwicklungschub. Nach Grid und NCR stellte die Firma Momenta einen Laptop vor, der über Stifteingabe verfügte. Maßgeblich wurde die Entwicklung zu dieser Zeit von dem Startup-Unternehmen GO Corp. vorangetrieben. 1991 brachte GO mit „Pen Point“ das erste nur für einen Stiftcomputer konzipierte Betriebssystem auf den Markt. Den vorläufigen Höhepunkt der Euphorie markierte 1993 die Vorstellung von Apples „Newton“. Eine Begeisterungswelle, auf die Microsoft ein Jahr später mit der Präsentation von „Windows for Pen Computing“ - einer abgespeckten Version von Windows 3.1 - reagierte.

Mitte der 90er Jahre gingen dann Jeff Hawkins und Donna Dubinsky mit dem „Palm Pilot 1000“ einen neuen Weg. Der Benutzer hatte sich an den Computer anzupassen und dessen Schrift, nämlich Graffiti, zu erlernen. Als Antwort auf Palm präsentierte Microsoft 1994 mit Windows CE ein Betriebssystem für die digitalen Assistenten.

Diese Verknüpfungsbeispiele zeigen, dass der Tablet PC mehr ist als nur ein elektronisches Notizblock. Zudem lässt sich das Gerät auch am Feierabend oder im Urlaub privat nutzen. Die Anschaffungskosten relativieren sich, wenn der Tablet PC etwa im Urlaub auf der Yacht den Navigationscomputer ersetzt oder unterwegs mittels eines externen TV-Empfängers (entsprechende Geräte für den USB-Anschluss liefert Hauppauge) zum mobilen Flachbildfernseher mutiert. Eventuell lässt sich der Tablet PC gar als Fernbedienung für Fernseher und Hifi-Geräte nutzen, wenn diese über eine Infrarot-Schnittstelle verfügen. Passend zur eingelegten CD könnte die Musikindustrie dann via Internet den Hörer mit zusätzlichen Videoclips oder Informationen zur Band beliefern.