Starthilfe für Voice over IP?

02.11.2004
Von 
Peter Gruber arbeitet für die Portale Computerwoche und CIO.

Die Zeit drängt. Das weiß auch Kurth. In Deutschland beginnt sich nämlich bereits ein VoIP-Markt zu entwickeln. Laut einer Studie der Unternehmensberatung Diamond Cluster sollen Ende 2004 schon 200.000 Privatkunden über das Internet telefonieren, Ende 2005 wird mit einer Million gerechnet. Utopisch ist diese Prognose nicht, denn mit Freenet, Web.de, Indigo Networks, QSC oder Econo vermarkten die ersten Anbieter schon VoIP-Services. Diese Provider haben Kurth bereits in die Bredouille gebracht, als sie ihren Teilnehmern unabhängig vom Wohnort Ortsnetzrufnummern zuwiesen. Kurth untersagte ihnen daraufhin die Vergabe von Rufnummern ohne lokalen Bezug, kündigte bei dem Hearing aber die Schaffung einer nationalen Rufnummerngasse "032" für VoIP an.

Das Beispiel der Rufnummern macht deutlich, dass eine Regulierung von VoIP wohl unvermeidlich ist. Staatliche Lenkungsmaßnahmen für die Anbieter hätten dabei Einfluss sowohl auf die VoIP-Angebote für Privat- und Geschäftskunden als auch auf die Carrier. Im Consumer-Bereich gilt VoIP als Ersatz für die Festnetztelefonie. Experten gehen jedoch nicht von einer schnellen Ablösung der klassischen Sprachkommunikation aus, weil die Preisdifferenz zwischen VoIP und der traditionellen Telefonie zu gering ist.

DSL-Monopol

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Im Segment der Geschäftskunden würde sich ein Eingriff der Reg TP hingegen im Zugangsbereich auswirken. Hier könnten teure Standleitungen oder Virtual Private Networks durch andere Angebote, zum Beispiel Bitstream Access, ersetzt werden. Unbestritten ist, dass die Konvergenz von Sprache und Daten derzeit in Unternehmensnetzen am schnellsten voranschreitet. Immer mehr CIOs veranlassen die Umstellung der TK-Anlagen und Netze auf VoIP. Der Markt für IP-fähige Nebenstellenanlagen wuchs 2003 um 55 Prozent. Die Management-Beratung Mercer beziffert den Spareffekt durch den Wegfall des klassischen Telefonnetzes auf 30 Prozent.

Wie in den Unternehmen ist auch bei Netzbetreibern der Zug in Richtung Konvergenz von Sprache und Daten nicht mehr zu stoppen. Allerdings sitzen die Ex-Monopolisten wie die Deutsche Telekom oder France Télécom in einer Zwickmühle. Einerseits wollen sie ihre Vormachtstellung im klassischen Telefongeschäft beibehalten und zögern die Einführung von VoIP-Angeboten deshalb hinaus. Andererseits sind auch sie aus Kostengründen daran interessiert, künftig nur noch paketvermittelnde IP-Infrastrukturen vorzuhalten und die leitungsvermittelnden Netze abzulösen.