Mobiles Bezahlen

Standards in Sichtweite?

13.05.2010
Von Erwin Selg

NFC-Chips als Hardwarekomponente

In den etablierten Industrieländern bedarf es Kooperationspartner. Die Grundlagen für entsprechende Allianzen werden aber immer besser, weil immer mehr wichtige Entscheidungen über die relevanten Standards fallen. So zeichnet sich unter Geräteherstellern recht eindeutig ab, dass NFC-Chips (NFC = Near Field Communication) als Hardware-Komponente für das mobile Bezahlen das Rennen machen. Damit können Nutzer sich - sogar bei ausgeschaltetem Handy - gegenüber einem Lesegerät auf kurzer Distanz ausweisen und kleine Bezahlvorgänge auslösen.

Als Hardware-Komponenten werden NFC-Chips vermutlich das Rennen machen.
Als Hardware-Komponenten werden NFC-Chips vermutlich das Rennen machen.
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NFC hat sich noch nicht durchgesetzt, ein Problem ist die begrenzte Anzahl an Endgeräten.
NFC hat sich noch nicht durchgesetzt, ein Problem ist die begrenzte Anzahl an Endgeräten.
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Die Tauglichkeit des Geräts ist aber nur ein erster Schritt. Erst wenn sich abzeichnet, dass Mobile Payment überall akzeptiert wird, ist ein Durchbruch in Sicht. Dazu bedarf es neben eines Geräts mit der nötigen Hard- und Software auch einer Kasse, die den Bezahlvorgang als einen solchen identifiziert, einer Verbindung zu einem Server, der die Transaktion bearbeitet und schließlich einer Bank, die die Kontobewegung verbucht. Ohne Mitwirkung der starken Einzelhandels- und Finanzdienstleistungsstrukturen steht die Mobility-Branche in den Industrieländern also auf schwachen Beinen.

Beim Einzelhandel erscheint der Weg zum Mobile Payment nicht allzu weit, wenn man berücksichtigt, dass dieses unterschiedliche Ausprägungen haben kann. Auch das Bezahlen über einen mobilen Barcode erscheint möglich. So könnte eine Bank ihrem Kunden einen Betrag von zehn Euro als mobilen Barcode auf das Handy-Display schicken. Dieser braucht das Mobiltelefon dann nur noch dorthin zu halten, wo schon heute massenweise die Barcodes von Joghurtbechern und Konservendosen - aber auch Gutschriften für die Rückgabe von Pfandflaschen - identifiziert werden. In Verbindung mit Bonus- und Kundenbindungsaktionen könnten sich solche Verfahren schnell verbreiten.

Die Banken wiederum haben seit jeher daran ein Interesse, den teuren Bargeldverkehr abzuschaffen. Ihre Präsenz auf dem Handy als allgegenwärtigem Begleiter des Kunden ist ein zusätzlicher Anreiz, der elektronischen Geldbörse zum Durchbruch zu verhelfen. Denn so könnten neue Dienstleistungen etabliert werden - etwa in industrialisierter Form dargereichte, maßgeschneiderte Konten oder Kleinkredite. Zudem kann das Handy - auch in Kombination mit dem künftigen Personalausweis - eine zusätzliche Identifikationsmöglichkeit und damit mehr Sicherheit schaffen.

Eines indes muss auch ins Kalkül gezogen werden: Die elektronische Geldbörse wird Diskussionen um den gläsernen Kunden zur Folge haben. Anders als beim traditionellen Bargeld ist jede noch so kleine Transaktion nachvollziehbar. Auf Datenschutzexperten kommt da Einiges zu.