Softwarelizenzen verteuern Rechenpower

07.10.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.

AMDs Auffassung, die ausnahmsweise auch Mitbewerber Intel teilt, stimmen die Marktforscher der IDC zu. Seit diesem Jahr zählen die Analysten in ihren Statistiken nicht mehr die Rechenkerne in einer Maschine, sondern die Anzahl der Prozessorsockel. Ein Server mit vier Dual-Core-CPUs wird als Vier-Wege-Rechner angesehen. Ebenfalls unberücksichtigt bleibt die Fähigkeit eines Chips, mehrere Threads parallel auszuführen.

Das kommt insbesondere Sun Microsystems zugute, das mit dem "Ultrasparc IV" erstmals das Multithreading auf Chipebene eingeführt hat und diese Technik stark favorisiert. David Yen, Suns Verantwortlicher für die Chipentwicklung, erwartet sich von dieser Technik, die im Prinzip die Wartezeit der CPU auf Daten aus dem Hauptspeicher nutzt, den größten Leistungszuwachs. In Zukunft werden die Server seiner Meinung nach mit einer Vielzahl kleiner Aufgaben, etwa durch RFID-Funkchips, belastet, so dass sich die Gesamtleistung einer CPU durch ausgedehntes Chip-Multithreading enorm steigern lasse.

Die zukünftige Ultrasparc-Generation, die derzeit unter dem Codenamen Niagara entwickelt wird, soll acht Prozessorkerne enthalten, die jeweils vier Threads parallel abarbeiten können. Es scheint unrealistisch, dass Anwender bereit wären, dafür Lizenzkosten zu zahlen, die heute für ein Acht-Wege- oder sogar 32-Wege-System zu berappen sind. Sun selbst umgeht dieses Problem und verlangt für seine Server- und Desktop-Program-me eine fixe jährliche Gebühr, die sich nach der Anzahl der Mitarbeiter im Anwenderunternehmen richtet.

Kreativität beweist auch Bea Systems, das sich bei seiner Preisgestaltung einen Mittelweg ausgedacht hat, der sich an den Chipherstellern orientiert: Die verlangen für eine Dual-Core-CPU rund 30 bis 40 Prozent mehr als für einen herkömmlichen Chip - nicht mehr, denn er bringt ja auch selten die doppelte Performance. Bea schlägt für Maschinen mit Dual-Core-Chips deshalb 25 Prozent auf die Lizenzgebühren auf.

CA testet die Leistung

Noch feiner differenziert Computer Associates. Die Company unterzieht jedes neue Rechnersystem einem internen proprietären Performance-Test und stuft es in eine Leistungsklasse ein, die die Höhe der Lizenzgebühr bestimmt. "Dabei spielt es keine Rolle, welche Art von Prozessor im System steckt. Wir bewerten die Leistung des Gesamtsystems", erklärt Georg Lauer, Regional Manager Technology Services bei CA in Darmstadt. Die Einstufung der Rechner dient auch dazu, den richtigen Leistungstyp für die gewünschte Software zu finden. Die Liste der gängigsten Systeme ist mittlerweile auf mehr als 150 Seiten angewachsen und steht den CA-Partnern zur Preisfindung für die Programme offen.