Softwarelizenzen verteuern Rechenpower

07.10.2004
Von 
Kriemhilde Klippstätter ist freie Autorin und Coach (SE) in München.
Chiphersteller steigern die Leistungsfähigkeit der Rechenwerke durch neue Techniken wie Hyper- und Multithreading, Partitionierung und das Aufbringen von zwei Kernen auf einem Prozessor. Bleiben die Softwarelieferanten bei ihren bisherigen Lizenzmodellen, müssen Anwender, die die bessere Hardware nutzen wollen, mehr zahlen.

Spätestens seit AMD und Intel angekündigt haben, im kommenden Jahr Prozessoren mit zwei Rechenkernen auf den Markt zu bringen, geraten die Softwarehersteller unter Druck: Ihre derzeitigen Preismodelle konterkarieren den technischen Fortschritt, neue Abrechnungsverfahren werden dringend benötigt. Die Branche ist in Aufruhr, weil einheitliche Lizenzen für die immer ausgefeiltere Hardware fehlen. Einig ist man sich nur, dass in den kommenden zwei Jahren dringender Handlungsbedarf seitens der Programmhersteller besteht.

IBMs Power-5-Prozessor enthält zwei Rechenkerne und läßt sich in zehn Partitionen unterteilen. (Foto: IBM)

Viele Softwarehäuser berechnen die Kosten für die Programme nach der Rechenpower der Maschinen, auf denen diese installiert sind - und zwar auf CPU-Basis. Bei zwei Prozessoren auf einem Chip stellt sich die Frage, ob ein Doppelchip als einzelner oder als zwei CPUs zu werten ist. Die Softwarehäuser kassieren naturgemäß für Maschinen mit solchen Prozessoren lieber die doppelten Lizenzgebühren, Chiphersteller wollen aber die technischen Neuerungen möglichst kostengünstig an die Benutzer weiterreichen. Intel und AMD streben daher die Abrechnung nach den physikalisch vorhandenen Prozessoren an und erachten deshalb die Anzahl der Chipsockel als maßgeblich für die Berechnung.

Microsoft folgt diesem Beispiel und "rechnet bis jetzt noch nach den physikalisch vorhandenen Prozessoren" ab, erklärt Frank Mihm, Pressesprecher Windows Server System bei Microsoft Deutschland. Derzeit benötigt man auch nicht mehr als eine Softwarelizenz je Prozessor. Das ist wichtig für CPUs, die über Hyper- und Multithreading-Funktionalität verfügen. Mihm stellt aber in Aussicht, dass sich an dem Modell demnächst etwas ändern könnte. Für einige Programme, etwa die System-Management-Software "Operations Manager 2004", beweist Microsoft schon jetzt Kreativität und rechnet nach Anzahl der vom Programm verwalteten Geräte ab.