Software AG in der Wachstumsfalle

05.11.2002
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Königs: An diesen Spekulationen ist definitiv nichts dran. Ich will einfach weniger arbeiten, als dies meine heutige Aufgabe zulässt. Ich möchte mich ins Privatleben zurückziehen und mehr Zeit für Sport, Musik hören und Reisen haben. Ich habe ganz sicher nicht vor, eine andere Management-Anstellung zu suchen oder anzunehmen. Dann könnte ich ja auch hier bleiben, die Software AG ist eine wunderbare Firma.

CW: Sie gelten als der Motor für den Wandel der Software AG zur XML-Company?

Königs: Das mag zum Teil so stimmen, obwohl die Idee für XML natürlich nicht von mir stammt. Aber selbstverständlich wird der XML-Kurs auch ohne mich weitergeführt. CW: Gibt es ein Ziel, das Sie nicht erreicht haben? Königs: Ich wollte die Software AG größer machen, als sie heute ist. Das Ziel war, schon bald auf eine Milliarde Euro Umsatz zu kommen; so schnell hat sich der XML-Markt aber nicht entwickelt.

Ein Markt, in dem Musik ist

Zwar beherrschen die Darmstädter das Segment für XML-Datenbanken (laut IDC hält die SAG rund 47 Prozent der Marktanteile), doch die Hoffnung ist geschwunden, aus dieser Nische heraus im gesamten Datenbanksegment zulegen zu können. Die Gründe für den anhaltenden Abwärtstrend sieht Königs in der Verflechtung mehrerer unglücklicher Umstände. „Es gibt einfach noch nicht genügend Applikationen, die XML-Daten erzeugen, was wiederum daran liegt, dass es viel weniger E-Business-Projekte gibt als ursprünglich erwartet. Daher ist auch der Bedarf an XML-Datenbanken entsprechend niedriger.“ Hinzu kommt, dass mittlerweile auch Branchenriesen wie IBM, Oracle und Microsoft aufgewacht sind und ihre relationalen Datenbanken mit Zusatzfunktionen ausstatten, so dass sie XML-Dokumente speichern

können. Statt zwei Systeme parallel laufen zu lassen, versuchen die unter Kostendruck stehenden Kunden daher, mit dem, was sie bereits angeschafft haben, auszukommen. „Wer eine Oracle-Datenbank oder eine DB2 von IBM besitzt, macht natürlich damit weiter“, so Königs.