Software AG in der Wachstumsfalle

05.11.2002
Von 
Riem Sarsam war Redakteurin des CIO-Magazins.

Dass das Sparziel vorzeitig, nämlich bereits zum Ende des dritten Quartals, erreicht wurde und trotz eines gesunkenen Umsatzes schwarze Zahlen unter dem Strich stehen, dass außerdem ein positiver Cashflow erzielt werden konnte, hebt die Software AG von manchen ihrer Mitstreiter ab. „Die Kostenentwicklung des Unternehmens ist positiv“, urteilt Achim Fehrenbacher, Analyst bei der Privatbank M. M. Warburg & CO. Den Darmstädtern sei es trotz aller Widrigkeiten gelungen, einen Konzernüberschuss zu erzielen. Im vierten Quartal, für das SAG-Chef Königs keine Anzeichen einer Besserung erkennen kann, sollen die Ausgaben um weitere 20 Millionen Euro reduziert werden. Ohne Entlassungen werde das allerdings nur möglich sein, wenn sich das Geschäft auf dem jetzigen Niveau stabilisiere.

Die Kosten hat die Software AG offenkundig im Griff, ob das auch für die Produktentwicklung gilt, scheint indes fraglich. Um mehr als 40 Prozent brach das Lizenzgeschäft in den ersten neun Monaten ein - diese Scharte konnte auch das traditionell starke Wartungs-Business nicht auswetzen, das um fünf Prozent zulegte. Die Software AG besitzt eine stabile Kundenbasis, die seit Jahren oder Jahrzehnten die Adabas und Natural in geschäftskritischen Prozessen einsetzt. „Die Gefahr, dass Kunden die Wartungsverträge kündigen, ist eher gering“, meint auch SAG-Kenner Fehrenbacher. Allerdings warnt er: „Nur mit bestehenden Lizenzen kann kein Wachstum im Wartungsgeschäft generiert werden.“

Das Jahr 2002 wird nicht das Jahr der „XML-Company“ werden, und auch die Perspektiven für die nächsten Jahre verschlechtern sich. Mit Fleiß und Kreativität hatte sich das Unternehmen einen zeitlichen und technologischen Vorsprung rund um XML-Technologien geschaffen, der nun - in einer Phase, in der Unternehmen kaum investieren - wegschmilzt.

„Mehr Zeit zum Reisen“ CW: Die Nachricht von Ihrem Rücktritt kam selbst für Insider überraschend. Bei der momentanen Empfindlichkeit der Kapitalmärkte hätte die Ankündigung ins Auge gehen können. War der Moment gut gewählt?

Königs: Irgendwann muss man es tun, und da eine solche Nachricht der Ad-hoc-Publizität unterliegt, wäre es immer überraschend gewesen. Wir hatten eine reguläre Aufsichtsratssitzung, auf der ich die Mitglieder des Gremiums über meinen Entschluss informiert habe, Ende April mein Amt niederzulegen. Wir wollten, dass die Öffentlichkeit es früh genug weiß, das macht auch die Suche nach einem Nachfolger einfacher. Es war ja nur eine Ankündigung. Und der Markt hat es Gott sei Dank so aufgenommen, wie es gemeint war.

CW: Was ist der wahre Grund für Ihren Rücktritt? Schließlich wäre ein Zusammenhang mit der aktuell schwierigen Situation des Unternehmens zumindest nachvollziehbar.