Soft M: "Wir würden nie auf Microsoft setzen"

28.09.2004
Von Hermann Gfaller

GÄRTNER:Es gibt weltweit sonst kein Land mit ähnlich vielen leistungsfähigen ERP-Systemen. Sie werden gekauft, weil es den US-Anbietern bislang nicht richtig gelungen ist, mit eigenen Produkten zu reüssieren. Das gilt für Peoplesoft und J.D. Edwards, oder auch SSA vor der Baan-Übernahme. Das spricht für den Technologiestandort Deutschland.

CW: Liegt darin eine Exportchance?

GÄRTNER: Klar. SAP hat sie genutzt, aber auch andere. Allerdings gibt es die vielen länderspezifischen Regeln und Gesetze, die es zu beachten gilt. Die damit verbundenen Investitionen sind für viele mittelständische Anbieter zu hoch.

CW: Führt der Konsolidierungsprozess nicht dazu, dass die hier zu Lande oft gerühmte Kundennähe verloren geht?

GÄRTNER:Als Varial und Infor von Agilisys gekauft wurden, waren das längst nicht mehr die Anbieter um die Ecke. Richtig ist aber auch, dass die Produktpolitik dieser und anderer Firmen von den Anforderungen der hiesigen Kunden geprägt war. Die jetzigen Besitzer haben hier wahrscheinlich andere Ziele. Auch wenn Deutschland nach den USA der größte ERP-Absatzmarkt ist, geht es um globalere Märkte und auch um Shareholder Value. Die Entwicklung wird nicht mehr nur von deutschen Wünschen getrieben. Es ist daher durchaus zu erwarten, dass die Qualität - gemessen an der Kundenzufriedenheit - abnimmt.

CW: Während große und mittlere Unternehmen heute fast alle betriebswirtschaftliche Software einsetzen, besteht bei kleineren Unternehmen noch Nachholbedarf.