Datenverkehr steigt jährlich um 25 Prozent

So verändern KI und Cloud die Netze

22.11.2023
Von 
Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 
Der weltweite Datenverkehr wird in den nächsten Jahren weiter exponentiell wachsen. Für 2030 rechnet Nokia mit einem Volumen zwischen 2.443 und 3.109 Exabyte pro Monat.
Bis 2030 soll der weltweite Datenverkehr jährlich um bis zu 25 Prozent wachsen.
Bis 2030 soll der weltweite Datenverkehr jährlich um bis zu 25 Prozent wachsen.
Foto: zhu difeng - shutterstock.com

Egal ob KI, Machine Learning (ML), Erweiterte Realität (XR) oder Digital Twins - alle diese Technologien haben etwa gemeinsam: Sie sorgen dafür, dass der Datenverkehr weiter stark zunimmt. Glaubt man dem Global Network Traffic 2030 Report von Nokia, so wird der Datenverkehr zwischen 2022 und 2030 mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 22 bis 25 Prozent zunehmen.

Als Resultat soll der weltweite Datenverkehr bis zum Jahr 2030 zwischen 2.443 und 3.109 Exabyte (EB) pro Monat erreichen. Sollten sich Cloud Gaming und XR in der zweiten Hälfte dieses Jahrzehnts stärker verbreiten, rechnet Nokia sogar mit einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von bis zu 32 Prozent.

Um dieses Volumen zu stemmen, müssen die Netze nach Ansicht von Nokia kognitiver und automatisierter werden, indem sie Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen nutzen. Weitere Trends, die die Netzentwicklung prägen werden, sind laut Nokia das Cloud-Kontinuum, Metaverse sowie Industrie 5.0.

Das Cloud-Kontinuum

Cloud Computing entwickelt sich rasant weiter, mit neuen Geschäftsmodellen und technologischen Fortschritten, die verschiedene Anwendungen betreffen. Ebenso werden sich die Netze weiterentwickeln müssen, um vollständig Cloud-nativ zu werden. Zudem werden verteilte Multi-Cloud-Architekturen notwendig, um Benutzerfreundlichkeit und Ressourcennutzung zu maximieren, so Nokia.

In seinem Global Network Traffic 2030 Report analysiert Nokia welche Auswirkungen aktuelle und neue IT-Technologien auf den Datenverkehr haben.
In seinem Global Network Traffic 2030 Report analysiert Nokia welche Auswirkungen aktuelle und neue IT-Technologien auf den Datenverkehr haben.
Foto: Nokia

Heutzutage sind Cloud-Umgebungen sehr komplex und umfassen eine heterogene Struktur von öffentlichen, privaten, hybriden und Multi-Cloud-Umgebungen, die sich über viele verschiedene Regionen erstrecken. Das Konzept verteilter Cloud-Implementierung in Verbindung mit der Integration verteilter Rechen- und Netzwerkfunktionen dagegen ermöglicht es, Funktionen über ein Cloud-Kontinuum hinweg zu vereinheitlichen und zu verbessern. Dieser Ansatz nutzt die Cloud als Betriebsmodell und erlaubt Unternehmen, das Potenzial von Cloud-Technologien und -Diensten voll auszuschöpfen.

Paradigmenwechsel durch Metaverse

Es zeichnet sich ein weiterer Paradigmenwechsel ab, der unser digitales Leben grundlegend verändern wird: das Metaverse. Die damit verbundenen Innovationen brauchen zwar noch Zeit, bis sie vollständig umgesetzt sind.

Aber XR-Geräte, Digitale Zwillinge und Sensoren liefern bereits heute einen messbaren Mehrwert für Unternehmen und industrielle Umgebungen. Ohne eine kognitive, automatisierte und reaktionsschnelle Netzinfrastruktur, die die menschliche, physische und digitale Welt miteinander verbindet, wird das Metaverse jedoch ein Traum bleiben, warnt Nokia.

So hängt jede immersive Erfahrung, jede lebensechte Interaktion und jede Zusammenarbeit in Echtzeit vom unterbrechungsfreien Datenfluss ab, der Anwender weltweit miteinander verbindet. Die Qualität der Netze wird also entscheidend dafür sein, dass Anwender das Metaverse störungsfrei und realitätsnah erleben können.

Industrie 5.0

Die Industrie 4.0 entwickelt sich rasant weiter. Die Digitalisierung der Industrie wird durch technologische Fortschritte in Bereichen wie Automatisierung, Robotik, Datenanalyse, Virtualisierung, Künstliche Intelligenz (KI) oder Maschinelles Lernen (ML) vorangetrieben.

Industrie 5.0 baut auf Industrie 4.0 auf, wo die Automatisierung im Vordergrund stand. Industrie 5.0 konzentriert sich dagegen in einem breiteren Rahmen auf einen menschenzentrierten Ansatz, sektorübergreifende Zusammenarbeit, die Kreislaufwirtschaft sowie eine gemeinsame Vision für den Einsatz von Technologie.

Industrie 5.0 wird dabei menschliches Wissen und Kreativität nutzen, um mit Maschinen, Algorithmen und kognitiven Systemen zusammenzuarbeiten. Die digitalen Technologien der Industrie 5.0 sind auch in der Industrie 4.0 vorhanden. Sie erhalten jedoch einen größeren Wert, wenn sie zunehmend unter den Gesichtspunkten Resilienz, Nachhaltigkeit und Menschenzentrierung betrachtet werden. Industrie 5.0 ersetzt die Industrie 4.0 deshalb nicht, sondern ergänzt und erweitert sie.

Mit der Vernetzung steigt die Gefahr

Mit der zunehmenden Vernetzung werden die Unternehmen anfälliger für Cyber-Bedrohungen. In Kombination mit der zunehmenden Komplexität von Cloud- und Netzwerkinfrastrukturen, Home Office, der verstärkten Nutzung mobiler Geräte, hochintegrierten Lieferketten wird die Bedrohungslage für Unternehmen zur Herausforderung.

Um diesen Gefahren zu begegnen, ist ein ganzheitlicher Security-Ansatz notwendiger denn je. Defense-by-Design, die Anwendung von Zero-Trust-Prinzipien und verbesserte, automatisierte Erkennungs- und Reaktionsmechanismen werden dabei die wesentlichen Elemente künftiger Cyber-Sicherheitsarchitekturen sein.