SER Systems in Finanznöten

16.01.2002
Von 
Sabine Prehl ist freie Journalistin und lebt in München.

"SER darf sein Kerngeschäft Dokumenten-Management nicht vernachlässigen."

Bernhard Zöller, Unternehmensberatung Zöller & Partner

Ein Fehler, den sich einige DMS-Anbieter zuzuschreiben haben, ist laut Bernhard Zöller von der  Unternehmensberatung Zöller & Partner in Sulzbach die Vernachlässigung des Kerngeschäfts. Mit Lösungen zur Archivierung von Massendaten und Eingangspost konnten Firmen wie SER ihre jetzige Größe überhaupt erst erreichen. Die Weiterentwicklung der DMS-Kernprodukte ist nach Ansicht des Beraters für das Unternehmen dringend notwendig, um künftigen Anforderungen gerecht werden zu können. Weitere Verzögerungen seien daher fatal.

Die Vermutung, dass SER das Kerngeschäft links liegen lassen könnte, liegt nahe – konzentriert sich Firmenchef Gerd Reinhardt doch nach wie vor mit voller Kraft auf das derzeitige Hype-Thema Knowledge-Management (KM), mit dem sich allerdings bislang kaum nennenswerte Einnahmen generieren lassen. So gilt die KM-Lösung „SER Brainware“ als gutes Produkt, den Umsatz erzielt SER jedoch nach wie vor zu 80 Prozent aus dem Geschäft mit Archivierungssystemen, schätzt Zöller.

KM hat zweifelsohne Zukunft. Noch ist das Angebot an entsprechenden Funktionen jedoch zu dürftig, um einen Markt zu schaffen. Auch der Umsatz sei schwer zu messen, da sich kaum eindeutig zuordnen lasse, welche Bereiche – Archivierung, Groupware, Scanner – unter den Begriff KM fallen.

Eine ausschließliche KM-Fokussierung wäre nach Einschätzung des Experten daher für SER gefährlich: „Das Risiko besteht, dass das Unternehmen seine Kernkompetenz im DM-Bereich unabgesichert verlässt und den dadurch verursachten Umsatzrückgang mit dem neuen Bereich nicht kompensieren kann.“ Die Diskrepanz zwischen Vision und Umsatz sei noch zu groß: „Keine Frage – man braucht Leute, die über den Tellerrand hinausblicken können“, so Zöller. Aber wenn eine Firma ihre Cashcow schlachte, dann nützten auch die Visionen nichts. „Hoffen wir, dass dies bei SER nicht der Fall ist.“