Open Source versus Closed Source

Sechs Kriterien für die Entscheidungsfindung

24.11.2010
Von 
Dr. Carlo Velten schreibt als Experte zu den Themen Cloud-Platforms und -Developers, Enterprise Cloud Management und Digital Business. Dr. Carlo Velten ist CEO des IT-Research- und Beratungsunternehmens Crisp Research AG. Seit über 15 Jahren berät Carlo Velten als IT-Analyst namhafte Technologieunternehmen in Marketing- und Strategiefragen.

Welche Lösung ist für welche Unternehmensgröße passend?

Die Entscheidung zwischen Open Source und Closed Source hängt auch von der Unternehmensgröße und der IT-Strategie ab.

Unternehmen mit ein bis 50 PC-Arbeitsplätzen: Kleine Firmen haben selten Mitarbeiter, die sich ausschließlich um die IT kümmern. Für diese Firmen ist es unwirtschaftlich, Open-Source-Kompetenzen und -Ressourcen aufzubauen, die für einen profitablen IT-Betrieb notwendig sind. Sie haben oft einen Großteil ihrer IT-Infrastruktur an regionale Systemhäuser ausgelagert. Wollen kleine Unternehmen von den Open-Source-Vorteilen profitieren, müssen sie mit ihrem IT-Partner sprechen. Hat er die erforderliche Erfahrung und Kompetenz, lassen sich erste Projekte meist einfach realisieren. Unternehmenskritische Anwendungen wie ERP, CRM oder Portale sollte allerdings nur ein spezialisierter OSS-Anbieter oder -Berater installieren.

Unternehmen mit 50 bis 1000 PC-Arbeitsplätzen: Viele Mittelständler streben eine homogene IT-Architektur an oder wollen zumindest in speziellen Anwendungsbereichen die jeweils beste Lösung aus dem Open- und Closed-Source-Angebot wählen. Erfahrungsgemäß ist es sehr schwer, eine einheitliche IT-Architektur einzuführen und zu bewahren. Zu- und Verkäufe von Unternehmen und Abteilungen sowie aktuelle Projekte machen diesen Plan schnell zunichte. Ratsam ist eine ausgewogene Mischung aus Open-Source- und kommerzieller Software. Die quelloffenen Programme sollen dabei mehrheitlich auf Servern und selten auf Clients implementiert werden. Viele Open-Source-Lösungen im Infrastruktur- und Content-Management-Umfeld (CMS, Collaboration, E-Mail) lassen sich heute schon ohne Bedenken einsetzen. Dagegen sollten prozessgetriebene und betriebswirtschaftliche OSS-Anwendungen nicht vorschnell eingeführt werden.

Großunternehmen mit mehr als 1000 PC-Arbeitsplätzen: In Großunternehmen ist die Frage nach Open-Source-Software in der Regel schon beantwortet. Aufgrund der vielfältigen Anforderungen in unterschiedlichen Nutzergruppen ist Open Source bereits Realität. IT-Abteilungen sollten sich darauf konzentrieren, das Innovations- sowie Kostensenkungspotenzial zu heben. Zudem können es sich Großunternehmen leisten, interne Ressourcen und Kompetenzen aufzubauen, um langfristig von den Chancen von OSS zu profitieren. Hier stellt sich allenfalls die Frage nach der Intensität, mit der IT-Organisationen sich mit OSS beschäftigen. (jha)