Erste Version eines SDN-Frameworks
Anfang Februar 2014 stellte die Herstellervereinigung OpenDaylight Consortium die erste Version ihres SDN-Frameworks vor. Das Release mit dem Codenamen "Hydrogen" basiert nach Angaben der Vereinigung auf Beiträgen von mehr als 150 Entwicklern. Hinter den Kulissen war allerdings zu erfahren, dass Fachleute von Cisco den Großteil des Codes beigesteuert haben.
Bei Hydrogen stehen drei Versionen zur Wahl, die unterschiedliche Zielgruppen ansprechen: Unternehmen, Service-Provider sowie Universitäten und Test-User. Die Hydrogen Base Edition eignet sich für Unternehmen oder akademische Einrichtungen, die erste Erfahrungen mit SDFN und dem OpenFlow-Protokoll sammeln möchten. Diese Version besteht aus einem Multiprotokoll-SDN-Controller, einer Protokollbibliothek auf Grundlage von Version 1.3 von OpenFlow sowie Netconf-Tools.
Die Service-Provider-Edition unterstützt zusätzlich Protokolle, die in Carrier-Netzen verwendet werden und entsprechende Management-Werkzeuge. Dazu gehören beispielsweise das Location/Identifier Separation Protocol (Lisp) und das Path-Computational-Element-Protokoll. Zudem sind Schnittstellen für die Verwaltung von Ethernet-Switches vorhanden, etwa mittels SNMP (Simple Network Management Protocol).
Die dritte Version, die Virtualization Edition, zielt auf Rechenzentren ab. Sie unterstützt virtualisierte Overlay-Netzwerkressourcen und umfasst Anwendungen für die Absicherung und das Management des Netzwerks. Dazu zählen Defense4All für die Abwehr von Distributed-Denial-of-Service-Angriffen (DDoS), OpenDove für das Einrichten von Overlay-Netzen für unterschiedliche Anwendergruppen sowie Netzwerk-Virtualisierung mittels des OpenFlow-Protokolls.
Zu den ersten Unternehmen, die einen SDN-Controller auf Basis von OpenDaylight Hydrogen ankündigten, gehörte IBM. "Software Defined Network for Virtual Environments" (IBM SDN VE) unterstützt OpenFlow, zudem die Hypervisors von VMware und KVM.
Kampf um die Nordroute
Allerdings kündigte auch die Open Networking Foundation (ONF), die Organisation hinter dem OpenFlow-Protokoll, Ende 2013 an, ein Northbound-Interface (NBI) für SDN-Komponenten zu entwickeln. Daran arbeitet derzeit eine spezielle Arbeitsgruppe, die NBI Working Group. Über das NBI werden Netzwerkdienste und Anwendungen in eine SDN-Infrastruktur mit einbezogen.
Mithilfe eines Standard-NBI soll folgendes Problem gelöst werden: Derzeit gibt es etwa 20 unterschiedliche, meist herstellerspezifische Ansätze von NBIs. Das habe für Verwirrung bei Anwendern, Anwendungsentwicklern und sowie Anbietern von Software für die Verwaltung von Netzwerkdiensten (Orchestration) geführt, so die ONF. Deren Vorsitzender Dan Pitt stellte daher klar: "Das Ziel ist es, eine kleine Zahl stabiler, offener Schnittstellen zu entwickeln und dadurch eine schnelle Akzeptanz von SDN sicherzustellen."
Zu den bekanntesten Unterstützern der Initiative gehört HP. Das Unternehmen verfügt mittlerweile über 50 Switches, die für SDN und OpenFlow ausgelegt sind. Auch Intel, NEC, Plexxi und der chinesische Netzwerkhersteller Huawei sind in der Working Group vertreten und arbeiten an der Entwicklung des Interfaces mit.
Noch offen ist, welche der beiden "Nordrouten" sich durchsetzen wird, die der ONF oder die des OpenDaylight-Konsortiums. Derzeit hat OpenDaylight leicht die Nase vorne, weil die Vereinigung bereits eine erste Software-Version vorgestellt hat. Doch auch die Bestrebungen des ONF sind nicht zu unterschätzen. Der Grund: Der Vereinigung gehören nicht nur Hersteller von IT- und Netzwerkausrüstung für Unternehmensnetze an, sondern auch namhafte Service-Provider und Hersteller von Systemen für Provider-Netze wie die Deutsche Telekom, Telefonica, NSN, Alcatel-Lucent, ZTE und Huawei. Hinzu kommt, dass das OpenDaylight-Projekt derzeit (Stand März 2014) 32 Mitglieder hat, die ONF dagegen rund 140. Viele Hersteller engagieren sich auch in beiden Gremien.