Korruptionsvorwürfe

SAP zahlt Millionenstrafe wegen Bestechung

11.01.2024
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit einem dreistelligen Millionenbetrag zieht SAP einen Schlussstrich unter langjährige Ermittlungen von US-Behörden. Der Konzern soll Beamte in mehreren Ländern bestochen haben.
In sieben Ländern soll Bestechungsgeld geflossen sein, um SAP Aufträge zuzuschustern.
In sieben Ländern soll Bestechungsgeld geflossen sein, um SAP Aufträge zuzuschustern.
Foto: Rawpixel.com - shutterstock.com

SAP zahlt insgesamt über 220 Millionen Dollar, um Ermittlungen des US-Justizministeriums und der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) wegen Verstößen gegen den Foreign Corrupt Practices Act (FCPA) beizulegen. Das geht aus einer Mitteilung des US-amerikanischen Department of Justice hervor. Der deutsche Softwarekonzern soll in verschiedenen Ländern Beamte bestochen haben, um sich Aufträge von Behörden und Regierungen zu sichern.

Korruption in sieben Ländern

Den US-Ermittlern zufolge ging es um Bestechungspraktiken in Südafrika, Malawi, Kenia, Tansania, Ghana, Indonesien und Aserbaidschan. Von Dezember 2014 bis Januar 2022 habe SAP in diesen Ländern externe Vermittler und Berater beschäftigt, die Bestechungsgelder an Regierungsbeamte zahlten. Ziel sei es gewesen, Geschäfte mit Kunden des öffentlichen Sektors unter Dach und Fach zu bringen, hieß es in einer Mitteilung der SEC.

Demzufolge habe der deutsche Softwarehersteller diese Bestechungsgelder in den Büchern als legitime Geschäftsausgaben verbucht, obwohl einige der Drittvermittler nicht nachweisen konnten, dass sie die vertraglich vereinbarten Dienstleistungen erbracht hatten. Den US-Behörden zufolge habe es SAP versäumt, ausreichende interne Buchführungskontrollen für die beteiligten Vermittler und Tochtergesellschaften einzurichten und durchzuführen.

"Unsere Verfügung zieht SAP für ein Fehlverhalten zur Rechenschaft, das sich über sieben Gerichtsbarkeiten erstreckte und mehrere Jahre andauerte", sagte Charles E. Cain, Leiter der FCPA-Einheit der SEC Division of Enforcement. Das Verfahren erinnere eindringlich daran, dass global tätige Unternehmen sowohl auf die Risiken ihres Geschäfts als auch auf die Notwendigkeit angemessener Kontrollen auf Unternehmensebene bei allen ihren Tochtergesellschaften achten müssten.

Nicht der erste Verstoß

SAP gilt bei den US-Behörden als Wiederholungstäter. Bereits im Jahr 2016 habe die SEC Anklage gegen SAP erhoben, hieß es von Seiten der Aufsichtsbehörde. Dabei ging es um Verstöße gegen die Buchführung und die internen Rechnungslegungskontrollen im Zusammenhang mit einem Bestechungsprogramm in Panama.

Die Verantwortlichen von SAP begrüßten den Vergleich mit den Behörden und akzeptierten die Strafe. Man habe sich bereits vor mehr als fünf Jahren von allen für die entsprechenden Vorfälle verantwortlichen Parteien getrennt und seitdem das globale Compliance-Programm und die damit verbundenen internen Kontrollen erheblich verbessert, hieß es in einer Mitteilung des Softwareanbieters. Die Angelegenheiten seien vollständig aufgeklärt worden.

SAP betont Ethik und Compliance

"SAP toleriert niemanden, der sich nicht an die Compliance-Richtlinien und -Verfahren des Unternehmens hält", stellten die Verantwortlichen des Konzerns klar. Man werde auch weiterhin in einem globalen Netzwerk von Kunden, Partnern, Lieferanten und Mitarbeitern die höchsten Standards in Bezug auf Ethik und Compliance einhalten. SAP verwies darauf, das Fehlverhalten aus der Vergangenheit gründlich und umfassend untersucht, sowie dabei vollumfänglich mit den Behörden kooperiert zu haben.

GRC: Was ist Governance, Risk & Compliance?

Die Ermittler bestätigten, dass SAP während der langjährigen Untersuchungen der Bestechungsfälle mit den Behörden zusammengearbeitet habe, was sich zuletzt auch mildernd auf die Höhe der Strafzahlung ausgewirkt habe."SAP hat die Verantwortung für korrupte Praktiken übernommen, die ehrlichen Unternehmen im globalen Handel schaden", sagte Jessica D. Aber, Staatsanwältin für den Eastern District of Virginia. Sie kündigte an, Bestechungsfälle weiterhin energisch verfolgen zu wollen, "um inländische Unternehmen zu schützen, die sich an das Gesetz halten".

Dass die US-Behörden keinen Spaß bei Bestechung und Korruption verstehen, hatte zuletzt auch Oracle zu spüren bekommen. Im September 2022 verdonnerte die SEC den Datenbankspezialisten zu einer Strafe in Höhe von 23 Millionen Dollar. Oracle-Mitarbeiter in der Türkei, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien sollen schwarze Kassen eingerichtet und Regierungsbeamte bestochen haben, lautete der Vorwurf.