SAP-Kunden tappen im Dunkeln

09.03.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Die Kunden würden den Umstieg nur mitmachen, wenn die Vorteile der neuen Architektur klar auf der Hand lägen, prognostiziert Herbert Vogel, Vorstandsvorsitzender des SAP-Partners Itelligence AG - vor allem auch deshalb, weil der Umstieg mit Investitionen verbunden sein werde. Die Kunden forderten transparente Kostenstrukturen und eine klare Roadmap. Im Grundgedanken bedeute der Umstieg auf eine Service-orientierte Architektur allerdings einen größeren Wechsel als den von R/2 auf R/3.

Ganz so dramatisch will es sich Christoph Petznik, Leiter des Geschäftsbereichs SAP Consulting und Development des Münchner Software- und Beratungsunternehmens MSG Systems, nicht vorstellen. Es werde jedoch einen Wechsel von einer rein transaktions- zu einer prozessorientierten Darstellung geben. "Das bedeutet Änderungen in der Softwarelogik." MSG müsse seine Lösungen im Versicherungsumfeld daher auf die neue SAP-Plattform portieren. Bislang gebe es keine Schätzungen, wie groß der Aufwand dafür ausfallen werde. "Aber er wird erheblich sein."

Bedarf für neue SAP-Welt ist schwer einzuschätzen

Trotz aller Unwägbarkeiten sehen Petznik und Vogel die SAP auf dem richtigen Weg. Heute sei es wichtig, Prozesse schnell ändern zu können, erläutert Itelligence-Chef Vogel. In der Vergangenheit sei oft die zugrunde liegende Software der Hemmschuh dafür gewesen. Auf Basis der neuen SAP-Architektur werde dies nun einfacher, meint auch MSG-Manager Petznik.

"Die neue Servicearchitektur ist vielleicht für 300 bis 400 SAP-Kunden weltweit interessant", meint dagegen ein anderer SAP-Partner, der namentlich nicht genannt werden möchte. Alle anderen kämen mit den bestehenden R/3-Systemen zurecht. Viele Kunden hätten keinen Bedarf an der schönen neuen Softwarewelt. Prozesse zu modellieren sei für die meisten zu aufwändig. Das könnten sich nur die Großen leisten. "Doch auch Großkonzerne haben sich da bereits die Zähne ausgebissen", berichtet der SAP-Partner. Das Gros der SAP-Anwender hat ein Produktiv- und ein Testsystem für 300 bis 400 Nutzer in Betrieb, das an die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens angepasst ist. Dabei würden es viele Anwender gerne belassen.

Strategie nicht zu Ende gedacht