Rekrutierungsveranstaltungen unter veränderten Vorzeichen

28.06.2002
Von Christian Blees
Kemal Dönmez: "Es ist schwieriger geworden, an einen Job heranzukommen."
Kemal Dönmez: "Es ist schwieriger geworden, an einen Job heranzukommen."

Kemal Dönmez, Diplomingenieur für technische Informatik, behagt der verschärfte Konkurrenzkampf unter den Bewerbern auf den "Career Days" verständlicherweise nicht besonders. Sein Zeitvertrag als Front- und Backend-Programmierer bei einer Berliner Firma läuft aus, eine ihm ursprünglich in Aussicht gestellte Stelle wurde ersatzlos gestrichen. Zumindest die Perspektive, an seinem Wohnort Berlin eine neue Stelle zu finden, schätzt der 30-Jährige als nicht gut ein. "Bei der gleichen Veranstaltung vor zwei Jahren hatte ich derart viele Interviewtermine, dass es überhaupt keine Zeit für Pausen gab", erinnert sich Dönmez wehmütig. "Diesmal sind aber viel weniger Firmen hier, und es ist wesentlich schwieriger, an einen Job heranzukommen."

Die veränderte Marktsituation zeige sich auch außerhalb der Rekrutierungsveranstaltung: Bei seinen insgesamt 15 schriftlichen Bewerbungen seien letztlich nur drei Bewerbungsgespräche herausgesprungen, von denen wiederum zwei in Absagen mündeten. Wenn auch die letzte Chance nicht greife, so Dönmez, werde er sich notgedrungen wohl auch außerhalb der Hauptstadt umsehen müssen. 

Vorstellungsgespräch verschlafen

Dass dennoch IT-Quereinsteiger keine Angst vor der beruflichen Zukunft haben müssen, davon ist Yvonne Kreher überzeugt. "Reine IT-Fachleute sind nicht mehr so gefragt", glaubt die 25-jährige Chemnitzerin. Für Bewerber mit wirtschaftlichem Hintergrund hingegen stünden die Aussichten nicht schlecht, will sie in diversen Gesprächen erfahren haben.

Yvonne Kreher
Yvonne Kreher

Insofern sieht die diplomierte Betriebswirtin, die ihre Liebe zur Informatik quasi nebenbei entdeckt hat, keinen Anlass zur Panik. Mit ihrer soeben fertig gestellten Diplomarbeit zum Thema "Internetbasierte Informationssysteme in virtuellen Unternehmen" als Grundlage hat sie immerhin ein intensives Bewerbungsgespräch mit einem Vertreter der Bayer AG führen können - und dies trotz denkbar schlechter Ausgangsvoraussetzungen, wie Kreher lachend erzählt.