Gerade in der Lebensmitte fragen sich viele Menschen: "Gibt es noch einen besseren Job für mich?", denn ab einem Alter von 35 Jahren sinkt die Lebenszufriedenheit. Erst mit Ende 40 steigt diese wieder; die so genannte "U-Kurve" des Glücks. "Der Gedanke an einen Job- und sogar Berufswechsel liegt dann nahe", so Coach Sascha Schmidt, Autor des Buchs "Ganzheitliche Karriereplanung", und Mitglied im Karrierenetzwerk Karriereexperten.com. Doch nicht immer sei dieser Schritt auch die beste Lösung, sagt er.
Wer sich verändern möchte, sollte dies gründlich prüfen. "Nicht selten ist der Beruf der Buhmann für etwas anderes, was im Leben fehlt", warnt Schmidt. Oft genügen kleine Veränderungen, um mehr Zufriedenheit zu erleben. "Dies kann zum Beispiel die Beschäftigung mit einem neuen Hobby sein, ein Ehrenamt oder Sport", so Schmidt. "Entscheidend ist eine ganzheitliche Betrachtung der Berufs- und Lebenssituation."
- Mehr Mobilität?
Überdenken Sie Ihre Flexibilität. Längere Anfahrtswege oder geringeres Gehalt können trotzdem zielführend sein. - Keine Katastrophe
Ist die Kündigung bereits ausgesprochen, bewahren Sie die Ruhe. - Der Flurfunk
Reagieren Sie möglichst frühzeitig auf die Zeichen des Marktes. Nehmen Sie die Gerüchteküche ernst. Agieren Sie selbst. - Absichern?
Verlassen Sie sich nicht auf vermeintliche Sicherheiten. Manch einer steht schneller auf der Straße, als er meint. - Haltung bewahren
Hängen Sie Ihren Frust nicht an die große Glocke – weder vor noch nach einer Kündigung. - Außen vor
Informieren Sie Kollegen oder gar den Vorgesetzten auf keinen Fall zu früh, denn von da an sind Sie von allen wichtigen Informationen abgeschnitten. - Präsenz zeigen
Stellen Sie Ihr Profil in die relevanten Online-Portale ein. Tun Sie dies frühzeitig. Erste Erfolge zeigen sich frühestens nach vier bis sechs Monaten. - Externe Unterstützung
Nehmen Sie Kontakt mit ausgewählten Personalberatern Ihrer Branche auf. Signalisieren Sie Ihr Interesse an neuen Herausforderungen in allen relevanten Netzwerken, aber werden Sie nicht zu deutlich, ehe die Kündigung tatsächlich ausgesprochen ist. - Profilieren Sie sich
Wenn noch nicht absehbar ist, ob und wann Sie wechseln werden, nutzen Sie bereits die Zeit, um sich zunächst im eigenen Haus zu profilieren. Beteiligen Sie sich an Projekten, die für die Zukunft relevant sind, schlagen Sie sinnvolle Sparmöglichkeiten vor. Sorgen Sie dafür, dass Ihr Engagement auch extern publik wird. Netzwerke und Arbeitskreise bieten dafür gute Möglichkeiten. - Eine gute Bewerbung
... ist immer noch sehr wichtig. Überarbeiten und vervollständigen Sie Ihre Bewerbungsunterlagen. - Eigenwerbung stinkt?
Das war einmal. Kümmern Sie sich um Ihr Selbstmarketing. Erarbeiten Sie Ihr eigenes Stärkenprofil. Besonders in der Krise geht es um Effizienz. Im Bewerbungsgespräch müssen Sie kurz und knapp darlegen können, worin Ihre Stärken liegen. Unterstützung bieten Karriereberater. - Bereit sein
Besorgen Sie sich ein Zwischenzeugnis. - Ups, zu spät ...
Wenn Sie selbst gehen, bereiten Sie die Trennung sorgfältig vor. Beachten Sie die Fristen. - Viele Wege führen zum neuen Job
Nutzen Sie alle Bewerbungswege: Print, online, persönlich. - Hilfreich: ein langer Atem
Befassen Sie sich mit der Psychologie des Vorstellungsgespräches, und zwar nicht nur in der ersten Runde. - Falsche Kompromisse?
Bei potenziellen Stellenangeboten: Bleiben Sie kritisch, sich selbst und Ihrem Können gegenüber – aber auch dem suchenden Unternehmen. - Im Guten trennen
Ist die Entscheidung zum Wechsel gefallen, nutzen Sie auch Ihren Abgang zur Profilierung. - Es ist soweit
Wenn Sie dann tatsächlich gehen: Hinterlassen Sie einen bestellten Acker. - Neu ankommen
Agieren Sie im neuen Unternehmen besonnen. Lernen Sie, hören Sie gut zu. - Los gehts!
Nehmen Sie die eigenen Gefühle ernst – auch wenn sie negativ sind. Bei Zweifeln: Starten Sie neu!
Sind Sie reif für einen Jobwechsel oder sind andere Veränderungen wichtiger, um die Zufriedenheit im Job wiederherzustellen? Um Ihrer wahren Motivation auf die Spur zu kommen, stellen Sie sich zunächst die richtigen Fragen. Als Beispielfragen nennt Schmidt:
Wie häufig gehen Sie mit Frust zur Arbeit?
Bewerten Sie Ihren gefühlten Frust auf einer Skala von eins bis zehn. Je höher die Ziffer, desto größer der Frust. Beobachten Sie sich selbst einen Monat lang. Was könnten Sie selbst tun, um mehr Freude zu empfinden?
Was fehlt Ihnen wirklich zur Zufriedenheit?
Vielleicht fallen Ihnen spontan Dinge ein wie "mehr Gehalt". Schreiben Sie das auf und denken Sie dann intensiver darüber nach, ob es das wirklich ist - oder Geld zum Beispiel nur eine Ersatzbefriedigung darstellt.
Fühlen Sie sich unter- oder überfordert oder in Balance?
Bewerten Sie das, indem Sie sich selbst in Ihren verschiedenen Tätigkeiten beobachten. Gibt es solche, die Ihnen noch Spaß machen? Was würden Sie gern tun? Ließe sich das auch in Ihrem Unternehmen realisieren?
Ziehen Sie ein Fazit!
In einem zweiten Schritt sollten Sie Ihre Ressourcen unter Berücksichtigung des Fünf-Säulen-Modells analysieren. Dieses Modell geht davon aus, dass Zufriedenheit im Leben auf fünf Säulen steht:
Neben der
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beruflichen Tätigkeit ist das
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der Körper (also auch Bewegung!),
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das soziale Netzwerk (also auch Partner, Kontakte, Freunde),
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das Wertesystem (also Sinn, eventuell auch in einem Ehrenamt oder Hobby zu finden) und
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die materielle Sicherheit (angemessener Verdienst).
Malen Sie diese Säulen auf einen Zettel und schreiben Sie in jede Säule, zu wie viel Prozent sie erfüllt ist. Hat der Beruf wirklich so niedrige Punktzahlen oder sind die anderen Säulen unausgefüllt? Wenn das Letztere zutrifft: Wie und womit können Sie die anderen Säulen füllen?