Personalentwicklung gerade in wirtschaftlich schlechteren Zeiten erforderlich

Qualifizierte Mitarbeiter mehr denn je ein Erfolgsgarant

10.09.2003
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.

Ganz wichtig für den Erfolg ist nach Meinung der Softwareexpertin die Flexibilität. Schließlich würden ihrem Unternehmen, genau wie allen anderen, manche Kunden und damit deren Aufträge wegbrechen. Closs nennt ein Beispiel: „Für ein neues Projekt, bei dem es um digitales Fernsehen ging, wurden mehrere Mitarbeiter entsprechend qualifiziert. Der Auftraggeber musste Konkurs anmelden - die Comet-Leute standen ohne Auftrag da.“ Da die Kollegen aber auch Telekommunikations- Kenntnisse besaßen, hätten sie rasch in ein solches Projekt eingebunden werden können. Die Münchener Geschäftsführerin: „Das breit gefächerte Know-how meiner Mitarbeiter kommt unter anderem daher, dass wir bei Projekten vor Ort oftmals einen zusätzlichen Mitarbeiter mitschicken - und zwar auf eigene Kosten. Uns schützt diese Maßnahme vor möglichen Ausfällen - und der Kollege lernt dazu.“

Dass das Unternehmen von dem Wissenszuwachs und der Flexibilität der eigenen Leute profitiert, erlebt Sissi Closs immer wieder: „Oftmals entsteht bei einem Kunden spontaner Bedarf für ein ganz bestimmtes Fach-Knowhow. In einem solchen Fall haben wir den Vorteil, dass fast immer einer unserer Mitarbeiter über die entsprechende Qualifizierung verfügt.“ Das Gejammer, Schulungsseminare seien zu teuer, kann die Comet-Chefin nicht hören. Nach ihrer Erfahrung gibt es sowohl von Hochschulen als auch von den Industrie- und Handelskammern genügend qualitative Angebote. So nehmen ihre Mitarbeiter regelmäßig an den Seminaren der Münchener Universität teil. Hier stehen Themen wie Teamwork, Reaktion auf Krisensituationen und vieles mehr auf dem Programm. Closs: „Dass bei diesen Weiterbildungen auch die Persönlichkeitsstruktur gefördert wird, kommt unseren wöchentlichen Teamsitzungen sehr zugute.“

Die Zeit ist da

Die Förderung der eigenen Leute hat auch bei der Murtfeldt Kunststoffe GmbH & Co. KG in Dortmund oberste Priorität. Andreas Balla, der dort als kaufmännischer Leiter tätig ist: „Die richtige Auswahl neuer Mitarbeiter ist unseres Erachtens der erste Schritt in Richtung Personalentwicklung. Wir wählen die potenziellen Kollegen sorgfältig aus und stellen nur diejenigen ein, die gut ins Unternehmen passen.“ Darüber hinaus wird für die rund 200 Beschäftigten einmal im Jahr ein Schulungsplan aufgestellt. Jeder Mitarbeiter erhält die Möglichkeit, in einem Orientierungsgespräch über seine Ziele und die dafür benötigten Maßnahmen zu sprechen. Balla betont, dass Murtfeldt gerade ruhigere Zeiten für Schulungsmaßnahmen nutzt: „Zurzeit läuft in unserem Haus eine Qualifizierungsoffensive, die wir nur deshalb durchführen können, weil wir die Zeit dafür haben.“ Der Weiterbildungsgrund sei ein Anfang 2000 eingeführtes ERP-System, das tief greifende organisatorische Veränderungen nach sich gezogen habe. So sei es unter anderem erforderlich, die im Innendienst tätigen Verkäufer EDV-technisch fit zu machen. Darüber hinaus soll das Produkt-Know-how bei den Mitarbeitern gesteigert werden. Der kaufmännische Leiter ist überzeugt, dass gute Leute in der heutigen Zeit ein Erfolgsgarant sind: „Heutzutage will der Kunde noch gezielter beraten und betreut werden. Die von ihm gewünschte optimale Servicequalität können aber nur qualifizierte und motivierte Mitarbeiter bieten. Diese Wissensträger sind die Voraussetzung, um an neue Aufträge heranzukommen und gleichzeitig zu erreichen, dass alte Kunden uns treu bleiben.“

Bei der ID-Media in Berlin kennt man das Thema Personalentwicklung sowohl in Boom- als auch in Krisenzeiten. Schließlich hat das Multimedia-Unternehmen eine Umstrukturierung von 555 auf knapp 100 Beschäftigte hinter sich. Franz Klose, Vorstand für Finanzen und Technik, weiß also, wovon er spricht: „Die Förderung von ambitionierten Mitarbeitern hängt nicht von irgendwelchen äußeren Einflüssen ab. Nur durch Qualifizierung sind Beschäftigte in der Lage, neue Aufgabengebiete zu übernehmen.“ Da es bei IDMedia einen Engpass im Backend- Sektor gebe, würden diejenigen Kollegen, die sich im Bereich Web Application auskennen, auch für Backend-Aufgaben fit gemacht. Dass die eigenen Leute zu anspruchsvolleren Aufgaben hingeführt würden, sei sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen von Vorteil. Letzteres benötige keine teuren externen Spezialisten, und die Mitarbeiter verfügten über mehr Know-how.

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