Kein Job für Anfänger

Projektarbeit in China

11.06.2013
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Interkulturelle Teamarbeit ist wie Tanzen

Global agierende Teams entwickeln eine gemeinsame Arbeitsbasis, statt starren Verhaltensregeln zu folgen. Gary Thomas von Assist International HR arbeitet als Trainer und hat mit den Managern der NTT Data Academy, Alfred Helmerich und Rudolf Haggenmüller, ein auf das Unternehmen zugeschnittenes Training entwickelt.

Gary Thomas, Assist International HR
Gary Thomas, Assist International HR
Foto: Assist International HR

CW: Wie haben sich interkulturelle Trainings in den vergangenen Jahren verändert?

THOMAS: Lange Zeit wurden Mitarbeiter auf Länder wie China, Japan oder die USA vorbereitet, indem Verhaltensregeln eingeübt wurden nach dem Schema: Was darf ich, was darf ich nicht? Heute geht es mehr um eine Sensibilisierung für die Zusammenarbeit von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen.

CW: Wie laufen Ihre Trainings heute ab?

THOMAS: In dem dreitägigen Seminar "Leading Intercultural Teams" sensibilisieren wir die Manager für Themen wie Führung und Zusammenarbeit mit Kollegen aus anderen Kulturen. Zunächst geht es um eine gemeinsame Grundlage. Fragen wie "Was ist normal?" entscheidet ein Engländer, Italiener, Inder oder Japaner anders als ein Deutscher.

CW: Gibt es auch praktische Übungen?

THOMAS: Die Teilnehmer bearbeiten Fallbeispiele aus dem eigenen Arbeitsalltag, dort machen sich die Unterschiede bemerkbar. So irritierte einen japanischen Manager der Gefühlsausbruch eines italienischen Kollegen. Nach japanischem Verständnis zeigt man viel seltener Emotionen wie Ärger oder auch Freude im Arbeitsleben. Indem wir die Situation analysiert und besprochen haben, wurde beiden Seiten klar, wie sie künftig mit solchen Unterschieden umgehen können.

CW: Hilft es, länderspezifische Klischees zu kennen?

THOMAS: Wir reden hier von häufig erlebbaren Verhaltensweisen in der jeweiligen Kultur, anstatt auf Klischees oder Dos and Don`ts einzugehen. Im Allgemeinen bevorzugen Deutsche eine sachorientierte Sprache und legen mehr Wert auf Pünktlichkeit als Italiener. Um jemanden für kulturelle Besonderheiten zu sensibilisieren, reicht es nicht, Vorurteile auszubreiten.

CW: Je nach Persönlichkeit neigen manche zu dominantem Verhalten oder auch zu übertriebener Anpassung im interkulturellen Kontext. Wie macht man es besser?

THOMAS: In interkulturellen Teams zu arbeiten ist wie Tanzen. Wer versucht zu führen, ohne die Schritte des anderen zuerst kennen zu lernen, tritt ihm immer wieder auf die Füße. Deshalb ist es so wichtig, sensibel und offen an solche Projekte heranzugehen. Manchmal hilft es, einfach nur zu beobachten und nicht gleich loszulegen. Akzeptieren und schätzen sich die Mitarbeiter über Ländergrenzen hinweg, verschwinden Ressentiments, und alle profitieren von der kulturellen Vielfalt.

*Ingrid Weidner ist freie Journalistin in München.