Preispoker in Krisenzeiten

16.06.2003
Von Christian Zillich

Zumindest größere Unternehmen nutzen die Branchenkrise, um IT günstiger einzukaufen. „Selbstverständlich kann man derzeit Konditionen neu verhandeln, und wir nutzen diese Möglichkeit auch“, bringt Heinz Köhler, Bereichsleiter IT-Infrastruktur und -Technologie bei Eon Energie, die neue Verhandlungsmacht auf den Punkt. „Entweder wir raufen uns mit dem bevorzugtem Anbieter zusammen, oder die Wege trennen sich.“ Es sei durchaus schon vorgekommen, dass sein Unternehmen den Hersteller gewechselt habe, weil der alte zu unflexibel gewesen sei. Zu den derzeit erreichbaren Preisnachlässen will Köhler keine pauschalen Aussagen machen - die hingen stark von der Marktstellung des Anbieters ab, wobei sich die Verhandlungen mit den Großen der Branche naturgemäß etwas schwieriger gestalteten.

BMW hat insbesondere bei IT-Dienstleistern hohe Preisnachlässe verhandeln können. Foto: BMW

Köhlers Einschätzung bestätigt auch Reinhold Noppe, Abteilungsleiter IT-Beratung und Softwareentwicklung beim Technischen Einkauf der BMW Group. In puncto Preisnachlässen müssten die IT-Bereiche getrennt betrachtet werden. Im Hardwareumfeld fielen die Preise beispielsweise schon seit Jahren. Hier hätten sich die Beschaffungsprozesse deshalb kaum verändert. Bei Servern unterscheidet die BMW-Group beispielsweise die Kategorien Lowend- und Highend-Server, die auch separat verhandelt werden. Mit den Anbietern kleinerer Rechner hat der Autobauer Rahmenverträge ausgehandelt. Endanwender können diese Geräte über eine Benutzer-DV-Liste direkt beim Lieferanten abrufen. Abnahmemengen und Konditionen verhandelt der technische Einkauf immer für ein Jahr.

Bei den Highend-Servern verfolgt der Konzern einen anderen Ansatz: „ Hier bündeln wir die Bedarfe, schreiben sie aus, gehen dann in die Verhandlungen und entscheiden uns schließlich für einen einzigen Anbieter“, erläutert der IT-Einkäufer. Das bedeute nicht, dass bei den Verhandlungen immer derselbe Hersteller zum Zuge komme. „Die BMW-Group stellt sich dem Wettbewerb, und das erwarten wir auch von unseren Zulieferern“, so Noppes Credo.

Großes Sparpotenzial bei IT-Dienstleistungen