Preispoker in Krisenzeiten

16.06.2003
Von Christian Zillich
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Viele Anwender trotzen derzeit den IT-Herstellern deutliche Preisnachlässe ab. Die Verhandlungsspielräume fallen jedoch bei Hardware, Software und Dienstleistungen unterschiedlich aus.

Foto: Joachim Wendler

„Die Preise haben einen historischen Tiefpunkt erreicht“, fasst Gérard Richter ,Senior Project-Manager bei Roland Berger Strategy Consultants ‘ die Situation am IT-Markt zusammen. Die Margen würden immer geringer, es finde ein knallharter Verdrängungswettbewerb statt. Zum Margenverfall kommt laut Richter der Auftritt neuer Marktteilnehmer: „Vor zwei Jahren hätte niemand gedacht, dass eine Großstadt wie München auf Linux migriert.“ Das löse eine Entwicklung aus, die sogar Microsoft dazu bewogen hätte, deutliche Preisnachlässe zu gewähren. „Und wenn Microsoft die Preise senkt, ist dies ein deutliches Warnsignal für alle Marktteilnehmer“, so die Einschätzung des Unternehmensberaters.

In der Folge seien viele Anbieter mittlerweile bereit, kostenfrei Zusatzleistungen zu gewähren, beispielsweise bei der Integration ihrer Software. Außerdem würden derzeit attraktive Pakete aus Hardware, Software und Dienstleistungen angeboten. Häufig könnten Anwender diese Pakete dann zusätzlich mit monatlichen Gebühren auf Leasingbasis abgelten, weiß Richter. Die Anbieter gingen dabei bis an ihre Schmerzgrenze.

Eine weitere Folge des Verdrängungswettbewerbs seien Angebote von IT-Dienstleistern, Integrationen zu Fixpreisen zu verkaufen, ohne vorher eine detaillierte Analyse der aktuellen Systeme vorzunehmen, so Richter weiter. Die Hersteller hofften, beim notwendigen Check der jeweiligen Systeme auf Lücken zu stoßen, die ihnen die Chance bieten, zusätzliche Angebote zu unterbreiten. Insgesamt gebe es für die Anwender eine Reihe von Möglichkeiten, die den IT-Einkauf billiger werden ließen.