Praxistest: Nokia N76

05.10.2007

Ausstattung

Die Kamera des N76 knipst Fotos mit maximal 2 Megapixeln (1600x1200 Pixel) Auflösung, eine neben der Linse verbaute LED-Leuchte ermöglicht auch Nachtaufnahmen. Doch selbst das kräftige Blitzlicht kann im Dunkeln ein deutliches Bildrauschen nicht verhindern. Die mangelnde Lichtempfindlichkeit wird auch in heller Umgebung deutlich: Tagesaufnahmen wirken dunkler als in natura; hinzu gesellen sich blasse, verwaschene Farben und in den Randbereichen stark abfallende Kontraste. Keine Frage, wer Wert auf eine gute Handykamera legt, ist mit einem N76 eher schlecht beraten. Fairerweise sollte an dieser Stelle aber nicht unterschlagen werden, dass zahlreiche flache Handys mit einer schwachen Kamera zu kämpfen haben. Ein längerer Druck auf die Kamerataste aktiviert die Vorschau, die das Display im bequemeren Querformat anzeigt. Praktisch: der Nutzer muss das Handy beim Fotografieren nicht aufklappen, das Außendisplay bietet ebenfalls einen - wenn auch kleinen - Vorschaumodus, alle Bildeinstellungen lassen sich mit Hilfe der Musiktasten vornehmen. Aufgeklappt ist`s natürliche einfacher: am rechten Rand des Displays wird eine Symbolleiste eingeblendet; verweilt der Nutzer auf einem Symbol, dann gleitet die dazugehörige Beschreibung ins Display. Das sieht ansprechend aus und ermöglicht schnelles Einstellen von Motivprogrammen, Szenenmodi oder dem Selbstauslöser - Kameraprofis können wahlweise auch an den ISO- oder Farbtonwerten herumschrauben. Auch beim Thema Videos kann sich der Nutzer auf den von vielen Nseries gewohnten Standard verlassen: auf 320x240 Pixeln wird eine gute Bildqualität geboten.

Nicht nur die Tasten auf der Vorderseite und der 3,5 mm Klinkenanschlsuss machen deutlich, dass die Musikfunktionen den Ausstattungsschwerpunkt des N76 bilden. Das Handy schluckt alle verbreiteten Formate (AAC, MP3, WMA) und bietet zahlreiche Komfortfunktionen auf einer übersichtlichen Menüoberfläche an. Aus naheliegenden Gründen ist der Musikplayer des Klapphandys für die Musikwiedergabe im geschlossenen Zustand optimiert: die drei Tasten unter dem Außendisplay führen jeweils direkt in die Musikbibliothek oder starten das Radio bzw. den zuletzt wiedergebenen Track, sodass man ohne Aufklappen durch die einzelenen Alben blättern oder die eigenen bzw. die automatisierten Wiedergabelisten (meistgespielte, zuletzt gespielte und zuletzt hinzugefügte) ansteuert - erstellen kann man sie freilich nur, wenn man das N76 aufklappt. Auch andere kleine, aber umso feinere Features bekommt der Nutzer nur auf dem großen Hauptdisplay zu Gesicht. Da wären zum Beispiel Albumcover, die (falls vorhanden) großflächig abgebildet werden oder der frei veränderbare 5-Band-Equalizer. Nokia stellt sechs Klangprofile zur Auswahl, die den Sound spürbar verändern - vor allem auf "Bass-Booster" sei an dieser Stelle hingewiesen, das in Anlehnung an Sony Ericssons MegaBass tiefen, druckvollen Sound garantiert. Über den Mono-Lautsprecher, den man am Gehäusefuß findet, klingt Musik jedoch weder besonders laut, noch in besonderer Qualität - andere Handys bieten da deutlich mehr. Apropos druckvoller Sound: echte Musikliebhaber sollten die mitgelieferten Klinkenkopfhöhrer schnell durch ein hochwertigeres Modell ersetzen - zu dünn und blechern klingt die Mitgift von Nokia, die darüber hinaus auch schlecht in den Ohren sitzt. In diesem Zusammenhang ist unverständlich, warum Nokia sein Nseries-Musikhandy nicht mit einem A2D-Profil ausstattet - auf drahtlose Stereo-Headsets muss man leider verzichten.

Für den Musiktransfer aufs Handy stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: Drag&Drop via Explorer (ziemlich unübersichtlich), Nokias Musik Manager (wenig attraktive Menüoptik) und der Windows Media Player (überaus empfehlenswert). Man kann Microsoft lieben oder hassen, im Falle des N76 bietet der Redmonder Software-Monopolist unbestritten den höchsten Bedienkomfort und breitesten Funktionsumfang - so werden die Lizenzen DRM-geschützter Songs beim Transfer automatisch mit dem N76 abgeglichen. Das angeschlossene Handy wird auf der rechten seite des Media Players angezeigt, der Nutzer kann nun bequem seine Alben per Drag&Drop auf diese Seite ziehen und danach die Synchronisierung starten - fertig. Durch den USB2.0-Port rauschen die Songs mit hoher Geschwindigkeit aufs Handy, ganze Musikalben wechseln so in weniger als einer Minute über. Der am N76 zum Einsatz kommende miniUSB-Port bietet den Vorteil, dass man jedes handelsübliche Kabel benutzen kann, um das Handy mit einem PC zu verbinden. Auch die Bluetooth-Schnittstelle hört auf den modernen Zusatz 2.0 - trotzdem sollte man damit eher seine PIM-Daten synchronisieren statt Musikalben überspielen. Von der Musik einmal abgesehen findet man in der auf CD mitgelieferten Nseries PC Suite die ultimative Schaltzentrale zum Zugriff auf alle Daten des Telefons: mit ihr installiert man neue Programme auf dem Handy, betrachtet bequem am PC den Telefonbuchinhalt, kodiert Videos, überträgt Bilder oder nutzt das Telefon als Modem fürs Notebook.

Mit dem S60-typischen KHTML-Browser und dem großflächigen Display sind N76-Nutzer gut im Internet unterwegs. Die Darstellungsgeschwindigkeit ist trotz zeitintensiver Rendering-Mechanismen recht hoch und wird spürbar vom Daten-Highspeed UMTS beeinflusst. Dabei ist die Darstellung gut an den zwangsläufig kleinen Handybildschirm angepasst: Birdview und Visual History helfen etwa bei der Orientierung, wenn der mobile Surfausflug einmal extensiver ausfällt, Internetseiten können bei Bedarf auch im übersichtlicheren Querformat betrachtet werden. Die Floating Toolbar - die das N76 wie alle neuen Nseries-Handys bietet - steigert den Bedienkomfort nochmals. Sie erscheint, wenn man länger auf einen freien Bereich einer Website klickt. In einer Menüeinblendung werden fünf Optionen geboten: die Anwahl häufig besuchter Seiten, die Anzeige der Birdview (MiniMap), das Neuladen der Seite, die Suche nach Worten auf der Seite oder das direkte Abonnement von Webfeeds.

Kaum noch erwähnenswert, da bewährt und hundertfach getestet: die Text- und Multimediakommunikation via SMS, EMail und MMS. Die Eingabe von Texten auf der Zifferntastatur gestaltet sich kinderleicht, das lernfähige T9-System erkennt die meisten Worte ab Werk richtig, mit Hilfe der *-Taste öffnet man eine Symbolansicht und die #-Taste wechselt zwischen T9- bzw. Singletap-Wörterbuch sowie Klein- und Großschreibung. Schreibt man gerne längere SMS, lassen sich über 10 Kurzmitteilungen miteinander verketten. Funktionsreich wie immer präsentiert sich auch der EMail-Client, der mit POP/IMAP- und SMTP-Boxen klarkommt. Die Einrichtung ist dank Setup-Wizard kinderleicht und nicht mit längeren Tipporgien verbunden: er hat alle Einstellungen der goßen Mailprovider gespeichert, sodass viele Nutzer in der Regel nur ihre EMail-Adresse und das Passwort eingeben müssen. Auf Wunsch ruft das N76 EMails in regelmäßigen Abständen ab und lädt eine vorher zu definierende Menge von Informationen herunter. Bei gut gefüllten Posteingängen verliert man allerdings schnell die Übersicht, da lediglich 4 Nachrichten gleichzeitig aufgelistet werden. Eine kleinere und damit übersichtlichere Darstellung bleibt auch weiterhin E-Series Modellen wie dem E61i oder dem E65 vorbehalten.

Praxistest: Nokia N76
Praxistest: Nokia N76
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Praxistest: Nokia N76
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Auch das Thema PIM ist kaum der Rede wert - nicht, weil das N76 hier wenig zu bieten hätte, sondern dank S60 hohen Business-Standard bietet. Alle Felder aufzuzählen, die ein S60-Smartphone einem Kontakt hinzufügen kann, wäre müßig - es sind gefühlte tausend und reale 46, darunter Internet-Adressen, Faxe, Postadressen und Telefonnummern von Assistenten und Autotelefonen. Wer sein Adressbuch - auf Kosten der Synchronisierbarkeit - gerne individueller gestaltet, kann die Titel der einzelnen Felder beliebig verändern. Der Aufbau der Adressbuchhauptansicht lässt sich dagegen - abgesehen von der Sortierung nach Vor- und Nachname - nicht vom Nutzer verändern und stellt eventuell vorhandene Anruferbilder am oberen Rand dar. Bei umfangreicheren Telefonbüchern sorgt eine komfortable Suchfunktion für das schnelle Wiederfinden eines Kontaktes. Der Kalender stellt Details zu einem Eintrag in einem zusammenfassenden Tooltip am oberen Rand der Ansicht dar. Kalendereinträge werden aus den Kategorien Besprechung, Aufgabe, Geburts- oder Jahrestag und Notiz rekrutiert. Wirklich sinnvoll davon ist in erster Linie die "Besprechung", der man Ortsbeschreibung, Start- und Endezeitpunkt sowie Wiederholungen und Erinnerungen mit auf den Weg geben kann. Die linienbasierte Wochenansicht leidet insbesondere darunter, dass man gerne einmal Aufgaben oder Jahrestage übersieht, da sie stets im Zeitraum zwischen 7 und 8 Uhr morgens platziert werden, man die Ansicht in der Regel aber auf einen späteren Zeitpunkt verschiebt. Abhilfe schafft die Tagesansicht, die alle Ereignisse in einer Liste zusammenfasst.