Noch fließen IT-Services nicht wie Strom

16.01.2004
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Wie wirksam On-Demand-Vereinbarungen für die Anwenderunternehmen tatsächlich sind, zeigt sich ohnehin erst dann, wenn Kunden deutlich weniger beziehen und demnach zahlen wollen, denn mehr zu ordern war noch nie ein Problem. Die Provider werden aber kaum die einfache Formel anwenden, dass sich Kosten im gleichen Maße wie die Abnahmemenge reduzieren, denn sämtliche IT-Dienste sind mit einem Fixkostenblock versehen. Soweit es heute bereits nutzungsabhängige Bezahlmodelle gibt, gelten die vereinbarten Stückkosten nur innerhalb geregelter Abnahmemengen. Werden diese engen Grenzen über- oder unterschritten, werden andere Preise errechnet, um die Fixkosten neu zu verteilen.

Beliebige Skalierbarkeit nach oben und nach unten offeriert momentan kein Dienstleister, Gartner-Experte Dück rechnet in absehbarer Zeit auch nicht mit entsprechenden Möglichkeiten. "Die Outsourcing-Anbieter und -Kunden versuchen mit den Utility-Konzepten, die sehr engen Grenzen sukzessive zu öffnen, so dass sie in den nächsten Jahren einen variablen Mehr- und Minderbedarf von zehn, 15 oder 25 Prozent beliebig decken können. Nur in Einzelfällen wird die Variabilität deutlich darüber liegen."

Meldungen über Auslagerungsprojekte mit On-Demand- und Utility-Computing-Komponenten dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass bedarfsgerechte Dienste in weiten Teilen der IT-Landschaft weit von einer Umsetzung entfernt sind. Relativ gut, wenngleich in eng gesteckten Grenzen funktioniert die stückweise Auslieferung und Bezahlung von IT-Diensten rund um PC- und ERP-Arbeitsplätze sowie im Business Process Outsourcing, etwa bei Gehaltszetteln oder der Rechnungsbearbeitung. Damit Anwender IT-Leistung wie Strom aus der Steckdose beziehen können, sind jedoch noch enorme Entwicklungsarbeiten von Hard- und System-Management-Herstellern zu erbringen. Zudem sind die meisten Lizenzmodelle der Applikationsanbieter den On-Demand-Anforderungen nicht gewachsen.

Defizite der Anwender

Auf Seiten der Anwenderunternehmen fehlt es an Tools und Prozessen, um die Dienste abrechnen und kontrollieren zu können. Ein einfaches Beispiel verdeutlicht den Aufwand: Die vereinbarten Stückpreise sollten beispielsweise nicht im Moment des Vertragsabschlusses wettbewerbsfähig sein, sondern zum Zeitpunkt der Nutzung. Das bedingt wiederum, dass das Anwenderunternehmen regelmäßig die marktüblichen Preise erhebt, mit dem Vertragspartner neue Konditionen aushandelt und die Bezahlung sowie die interne Verrechnung entsprechend anpasst.

Die Meta Group schätzt, dass rund 80 Prozent der weltweit aufgestellten Konzerne es nicht schaffen werden, den Utility-Gedanken in ihrer IT-Kostenstruktur widerzuspiegeln. Statt einem starren IT-Jahresbudget ist nämlich ein Abrechnungsmodell erforderlich, das die fließende Kostenumlage je nach Nutzung zulässt, das mit unregelmäßigen Zahlungsanweisungen zurechtkommt, mit engen Fälligkeitsterminen arbeitet und komplexe interne Verrechnungen abbilden kann.