Nach Entlassungen ist die Motivation am Boden

22.07.2003
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.

Herbert Mühlenhoff, Outplacement-Experte: "Jeder Mitarbeiter muss sich überlegen, welche zusätzlichen und neuen Aufgaben er übernehmen kann."

Auch für Thomas von Baross, Geschäftsführer der Bintec Access Networks aus Nürnberg, war Offenheit gegenüber seinen Mitarbeitern die wichtigste Voraussetzung, um nach der Insolvenz des Vorgänger-Unternehmens, der Bintec Communications AG, weitermachen zu können. Die neue Firma musste ihre Mitarbeiterzahl von 90 auf 50 reduzieren. Im Rahmen eines Outplacement-Programms, an dem sich 20 Mitarbeiter beteiligten, kamen immerhin mehr als die Hälfte der Teilnehmer bei anderen Betrieben unter. Die Verbliebenen wurden regelmäßig, sei es über Betriebsversammlungen, Telefonate und Mails über die Entwicklung des Unternehmens informiert.

 „Wir konnten nach der Insolvenz nicht einfach zur Tagesordnung übergehen“, gesteht Baross. Deshalb hatte man sich in der Chefetage vorgenommen, alle wichtigen Zahlen regelmäßig mitzuteilen, um alle Mitarbeiter ins Bild zu setzen. Sein Unternehmen hat in den ersten beiden Quartalen die Umsatzziele leicht übertroffen. „Das war die größte Motivation für die Mitarbeiter“, die seit geraumer Zeit solche Nachrichten vom eigenen Arbeitgeber nicht mehr kannten.

Susanne Rausch, Geschäftsführerin der Berliner Outplacement-Beratung Act Value Management Consult, empfiehlt den Unternehmen, den nach Kündigungswellen im Unternehmen verbliebenen Mitarbeitern möglichst schnell Orientierung zu geben. Die Beschäftigten seien meistens verängstigt, leisteten Dienst nach Vorschrift und bemühten sich, keinen Fehler zu machen. „Die Energie der Mitarbeiter steht dem Unternehmen zum Teil ganz wenig zur Verfügung“, warnt die Berliner Beraterin. Gefährlich werde es, wenn eine Einstellung um sich greife nach dem Motto: „Egal wie ich mich anstrenge, spätestens beim nächsten Mal bin ich dran.“

Potenzialanalyse hilft weiter

Damit das nicht passiert, plädiert Gerd Selig, Berater beim traditionsreichen Outplacement-Unternehmen Stoebe, Kern und Partner (SKP), dafür, die Leistungsträger schnellstmöglich zu identifizieren („Ihr seid dabei“) und denjenigen, die nicht weiter in der alten Funktion vorgesehen sind, reinen Wein einzuschenken („Wir sehen Sie nicht mehr in dieser Aufgabe“).