Kreativitätskiller vermeiden

Mit KI & Automatisierung gegen Burnout

24.11.2023
Von 
Annette Maier verantwortet als Area Vice President Central & Eastern Europe bei UiPath das Geschäft in den Regionen Zentral- und Osteuropa.
Hochqualifizierte Menschen fühlen sich am Arbeitsplatz immer öfter wie menschliche "Bots" – egal welcher Generation sie angehören. KI-gestützte Automatisierung könnte das verhindern.
KI-gestützte Automatisierung kann dabei helfen, den Burnout bei Fachkräften zu vermeiden.
KI-gestützte Automatisierung kann dabei helfen, den Burnout bei Fachkräften zu vermeiden.
Foto: eamesBot - shutterstock.com

Auch wenn KI-getriebene Automatisierung in vielen Bereichen noch nicht Realität ist, bietet sie bereits jetzt bei einigen Vorreitern Unterstützung. Besonders bei Aufgaben, die Angestellte frustrieren, Zeit rauben und nicht selten Überstunden nötig machen: repetitive Fleißarbeit wie Formulare ausfüllen, Daten übertragen oder Berichte erstellen.

Diese zeitraubenden Kreativitätskiller erledigt Automatisierung genauso gut oder sogar besser als ein Mensch. Aber auch langwierige oder ineffiziente Prozesse können durch smarte Automatisierung gefunden, analysiert und optimiert werden. Die in Frage kommenden Branchen und Anwendungsbereiche sind so vielfältig wie die positiven Effekte auf die Arbeitswelt.

Verschiedene Ursachen der Erschöpfung

Viele Mitarbeitende im Wissensbereich sind müde, gelangweilt, ausgebrannt. Der Ernst der Lage wird in den besorgniserregenden Umfragewerten von Angestellten aus der ganzen Welt sichtbar: In einer aktuellen Umfrage bekundete fast ein Drittel (29 Prozent) der 6400 Teilnehmer, an Burnout-Symptomen zu leiden. Einige erwägen daher einen Jobwechsel oder die Umschulung auf einen anderen Fachbereich. Die Gründe für diese Entwicklung liegen unter anderem in den Herausforderungen globaler Krisen wie der Coronapandemie und den steigenden Lebenshaltungskosten bei großer wirtschaftlicher Unsicherheit.

Auch Unternehmen fühlen den Druck und müssen immer mehr Aufgaben auf weniger Schultern verteilen. So gaben 34 Prozent der in Deutschland Befragten an, in den letzten sechs Monaten aufgrund von Entlassungen oder Einstellungsstopps mehr Aufgaben übernommen zu haben. Andere Ursachen für die Überlastung der Arbeitenden liegen im Wesen der täglichen Tätigkeiten, wo Angestellte vor allem über Zeitmangel klagen. Bei 32 Prozent der Befragten ist weder Zeit für Fortbildungen noch für konzentriertes Arbeiten an zentralen Aufgaben (27 Prozent).

Doch was raubt den Beschäftigten die Zeit, an den Aufgaben zu arbeiten, für die sie eingestellt wurden? Die Teilnehmenden des Automation Generation Reports 2023 sind sich einig, dass manuelle Tätigkeiten sie aufhalten. Dazu gehören Support der Kunden, Datenanalyse, Berichterstellung und das Beheben von IT-Problemen, kurz: wichtige, aber langweilige Aufträge, die sie am liebsten einer Assistenzstelle überlassen würden. Diese Assistenz existiert bereits, nur vielleicht nicht so, wie es sich die meisten vorstellen.

KI als Assistenz und Innovationstreiber

Tatsächlich lässt sich die Belastung in Bereichen organisatorischer oder analytischer Natur mithilfe von KI und Automatisierung wirkungsvoll erleichtern. Softwareautomatisierung spart den Angestellten Zeit und steigert messbar die Produktivität und Effizienz eines Unternehmens. Der Befürchtung, die Belegschaft sei nicht bereit für technologische Unterstützung in ihrem Arbeitsalltag, widersprechen andere Ergebnisse der Umfrage:

  • 83 Prozent der Angestellten, die bereits KI-basierte Automatisierung nutzen, geben an, diese erhöhe ihre Jobzufriedenheit.

  • Weiter bekunden 80 Prozent der zufriedenen Nutzerinnen und Nutzer, ihre eigene Leistung verbessere sich in Kombination mit Automatisierung.

Unternehmen, die bereits mit zeit- und kostensparenden digitalen Automatisierungslösungen arbeiten, werden als attraktivere Arbeitgeber bewertet, denn 60 Prozent der Beschäftigten sind überzeugt, dass der Einsatz von KI-gestützter Automatisierung Burnouts vorbeugen kann. Dieses positive Bild eint die oft als gegensätzlich dargestellten Generationen: Während 69 Prozent der Gen Z Prozessautomatisierung stark befürworten, zeigen sich sowohl die Millennials als auch Gen X aufgeschlossen und sogar 44 Prozent der angeblich misstrauischen Baby Boomer bekunden ihr Wohlwollen bezüglich Automatisierung.

Oft kommt der Impuls zur Einführung automatischer Lösungen sogar direkt aus den Reihen der Angestellten, die täglich an repetitiven, wenig sinnstiftenden Aufgaben leiden: Der Versandhändler Otto teilt zum Beispiel mit, dass die ersten Prozessautomatisierungen bereits 2018 von der Buchhaltung angestoßen wurden. Heute versendet Otto Bestellbestätigungen vollautomatisch und setzt Robotic Process Automation (RPA) für die Bildrecherche ein.

Doch kann jedes Unternehmen von der Technologie profitieren? Der Fall Siemens Mobility zeigt, dass auch Bedenken hinsichtlich der erforderlichen IT-Kenntnisse der Belegschaft nur teilweise begründet sind. Das Unternehmen für Mobilitätsinfrastruktur verfolgt bei RPA einen Community-Ansatz, der Mitarbeitende dazu ermutigt, RPA selbst zu erlernen und anzuwenden. Einzelne Nutzer, auch Citizen Developer genannt, können ihre eigenen Prozesse automatisieren. Unterstützt durch Trainings gelingt das ganz ohne Programmierkenntnisse auf einer No-Code-Plattform.

Auch hier unterstützt KI - sie kann mittlerweile Befehle in natürlicher Sprache in Code umwandeln. Größere, abteilungsübergreifende Prozesse werden in kleinen Gruppen entwickelt. Komplexe und tiefgreifende Automatisierungen werden zentralisiert als Robotik-as-a-Service angeboten - wo Lösungen für spezifische Probleme entwickelt und verwaltet werden.

Unternehmen fit für die Zukunft machen

Wie die Beispiele zeigen, bietet KI im Zusammenspiel mit Automatisierung eine enorme Chance für Unternehmen. Mithilfe der digitalen Assistenz können Arbeitskräfte ihre wertvolle Zeit sinnstiftenden Aufgaben widmen, die menschliche Kreativität erfordern und die Motivation am Arbeitsplatz erhöhen. Das spart Arbeitgebern nicht nur Millionen von Stunden ein, sondern schärft den Fokus der Belegschaft auf noch unerschlossene Potenziale im Betrieb und fördert die Innovationskraft.

Allerdings stehen Führungskräfte vor der Herausforderung, langfristige Strategien für eine Technologie zu entwickeln, die aktuell stark im Wandel steht und die sie eventuell noch gar nicht recht verstehen. Dementsprechend sollte der Transformationsprozess strategisch und mit tiefgehenden Analysen der eigenen Prozesse, Strukturen und Mitarbeitenden beginnen. Besonders die Mitarbeitenden einzubeziehen, ist wichtig für die Effizienz und Akzeptanz der neuen Technologie. Denn wer das eigene Arbeitsumfeld aktiv mitgestalten kann, ist motivierter und leistungsfähiger.

Unternehmen, die Automatisierung nutzen und damit in die Bildung und den Erfolg ihrer Angestellten investieren, sind fit für die Zukunft und gelten als attraktivere Arbeitgeber. Insgesamt erhöht die digitale Prozessautomatisierung die Zufriedenheit, Motivation und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten, was wiederum das Risiko für eine Burnout-Erkrankung senkt. (mb)