Microsofts großer ERP-Wurf bleibt aus

23.03.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Auch Armin Schneider-Lenhof, Marketing-Leiter des Microsoft-Partners Kumavision, bestätigt, dass seine Kunden überwiegend noch die Versionen 2.60 und 3.0 von Navision verwenden. Pläne hinsichtlich .NET beständen derzeit nicht. Zunächst stehe das aktuelle Navision-Release 4.0 im Blickpunkt. "Unsere Kunden müssen erst einmal auf diesen Stand gehoben werden."

Wie viel Arbeit hinsichtlich der Anpassung von Branchenlösungen mit der neuen Microsoft-Strategie auf die Partner zukommen wird, ist für Schneider-Lenhof momentan kaum einzuschätzen. Generell gebe es das Problem, dass die hohe Release-Häufigkeit im Navision-Umfeld die Partner zwinge, die eigenen Branchenlösungen nachzuziehen. Das bedeute einen hohen Aufwand. "Halb so viele Releases würden es auch tun."

Verunsicherung sitzt tief

Wenn Microsoft den Umbau seiner Software in vielen kleinen Schritten realisiert, dürfte die Zahl neuer Versionen in den kommenden Jahren allerdings eher steigen. "Project Green hat Kunden wie Partnern einen ziemlichen Schock versetzt", sagt Chris Alliegro, Analyst bei Directions on Microsoft. Jeder, der in Microsofts Business-Lösungen investiert habe, blicke in eine unsichere Zukunft. Viele Anwender grübelten demnach, ob sie auf die neuen Produkte wechseln sollen und ob damit kostenaufwändige Migrationsprojekte drohen.

"Was wird das für Auswirkungen auf mein Unternehmen haben?", fragt sich beispielsweise Davis Sooknana, IT-Manager von Roadtown Wholesale Trading Ltd. Dies sei noch völlig unklar. Microsoft habe alles auf einem hohen theoretischen Niveau erläutert, moniert der Mitarbeiter des auf den Virgin Islands ansässigen Handelshauses. "Sie müssen das für uns herunterbrechen. Ich verlange eine klare Roadmap."