Microsofts großer ERP-Wurf bleibt aus

23.03.2005
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Von diesem Big-Bang-Modell haben sich die Verantwortlichen angesichts der Unruhe, die diese Pläne unter Partnern und Kunden hervorgerufen hatten, mittlerweile wieder verabschiedet. Zwar seien die Ziele die gleichen geblieben, versicherte Burgum, jedoch habe sich der Weg dorthin geändert: "Wir gehen jetzt in evolutionären Schritten voran", sagte Burgum im Gespräch mit der Computerwoche. Dies sei der bessere Weg, die Anwender von einer neuen Lösung mit einem einheitlichen Programmcode zu überzeugen.

Der Microsoft-Manager spricht in diesem Zusammenhang von zwei Phasen. Zunächst sollen die eigenen Business-Applikationen sowie die zugekauften Produkte mit einer einheitlichen Benutzeroberfläche ausgestattet werden. Außerdem könnten die Anwender künftig rund 50 verschiedene Rollen innerhalb der Applikationen definieren.

Microsoft befragt Anwender

Microsoft hat eigenen Angaben zufolge im Vorfeld mit etwa 2000 Anwendern in Unternehmen gesprochen. Eine wichtige Erkenntnis dabei sei gewesen, dass sich die Nutzer eine auf die eigene Funktion im Unternehmen zugeschnittene Software wünschten. Zudem will der Softwarekonzern ein verbessertes Reporting auf Basis der eigenen Datenbank "SQL Server" sowie neue Collaboration-Möglichkeiten durch die Integration des "Sharepoint Portal Server" ermöglichen. Dies soll bis 2007 verwirklicht werden.

Weniger als die Hälfte der MBS-Kunden setzt auf die großen ERP-Pakete
Weniger als die Hälfte der MBS-Kunden setzt auf die großen ERP-Pakete

Während der zweiten Phase, die 2008 beginnen soll, werde die Software Burgum zufolge stärker an den Prozessen der Kunden ausgerichtet. Technisch sollen die Applikationen enger an die anderen Microsoft-Produkte gekoppelt werden, vor allem an das kommende Betriebssystem "Longhorn" und das geplante Dateisystem "WinFS". Damit sei es einfacher, strukturierte und unstrukturierte Daten zu organisieren, verspricht Microsoft. Außerdem sei geplant, die Softwareentwicklung in Phase zwei nach und nach auf das Entwicklungs-Framework "Visual Studio .NET" umzustellen. Der Anteil des damit entwickelten Codes soll kontinuierlich steigen. Ziel bleibe, irgendwann eine durchgängig einheitliche Codebasis für alle Business-Applikationen zu schaffen. Burgum lässt jedoch offen, wann dieses Ziel erreicht werden soll.