Google kontert mit Apprentice Bard

Microsoft will Bing mit ChatGPT aufrüsten

03.02.2023
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Die Strategie von Microsoft, die Technologie hinter ChatGPT in mehr und mehr Produkten einzusetzen, ruft auch den Suchmaschinenriesen Google auf den Plan.
Verhilft ChatGPT der ewig zweiten Suchmaschine Bing zum Durchbruch?
Verhilft ChatGPT der ewig zweiten Suchmaschine Bing zum Durchbruch?
Foto: rafapress - shutterstock.com

Microsofts Ankündigung, die Technologie von Open AI in der Premium-Version seiner Collaboration-Lösung Teams zu nutzen, war nur der Anfang. Verschiedenen Berichten zufolge arbeitet der Softwareriese mit Nachdruck daran, die Technologie hinter ChatGPT in weitere Produkte zu integrieren.

So vermeldet die News-Plattform Semafor, dass Microsoft seine nicht ganz so erfolgreiche Suchmaschine Bing bereits in den kommenden Wochen mithilfe von Generative AI aufmotzen will. Zum Einsatz kommen soll dabei GPT-4, eine Weiterentwicklung von GPT-3.5, auf dem ChatGPT basiert. Die neueste Lösung von OpenAI reagiert viel schneller als die aktuelle Version, und die Antworten klingen menschlicher und sind detaillierter, berichtet Semafor unter Berufung auf Personen, die mit dem Produkt und den Plänen zur Einführung vertraut sind.

Mit der Integration könnte sich die Position von Bing im Bereich Suchmaschinen deutlich verbessern - was allerdings nicht schwer ist: Aktuell werden 90 Prozent der Suchanfragen über Google durchgeführt, während Bing mit etwa fünf Prozent abgeschlagen an zweiter Stelle liegt. Allerdings haben bislang weder Microsoft noch OpenAI angekündigt, dass Bing ChatGPT verwenden wird, daher ist der Semafor-Bericht vorerst nur ein Gerücht.

Aufregung bei Google

Nichtsdestotrotz lässt Google die potenzielle Bedrohung seines Kerngeschäfts durch ChatGPT alles andere als kalt. So berichtet CNBC, dass die Alphabet-Tochter im Rahmen ihrer Cloud-Einheit an einem Projekt namens "Atlas" arbeitet, Dabei soll es sich um ein "Code Red"-Projekt als Antwort auf ChatGPT handeln.

Außerdem testet Google einen ChatGPT-ähnlichen KI-unterstützten Chatbot namens Apprentice Bard, den Mitarbeiter Fragen stellen und im Anschluss ähnlich detaillierte Antworten wie bei ChatGPT erhalten. Eine andere Produkteinheit soll ein neues Design für die Suchoberfläche evaluieren, das in Form von Fragen und Antworten verwendet werden könnte.

Die technische Basis von Apprentice Bard ist dabei Googles Konversationstechnologie Language Model for Dialogue Applications, oder kurz LaMDA. Diese soll Open AI's GPT ähneln, einige von CNBC eingesehene Antworten weisen jedoch darauf hin, dass Apprentice Bard anders als ChatGPT auch auf aktuelle Ereignisse, wie den Abbau von 12.000 Stellen bei Alphabet/Google, Bezug nehmen kann.

Nachdem die Unternehmensführung dem Einsatz von KI bei der Suche zuletzt noch skeptisch gegenüberstand, deuten die Aktivitäten an, dass der Hype um ChatGPT wohl zu einem Umdenken geführt hat. In einem All-Hands-Meeting Mitte Dezember hatte der KI-Chef von Google, Jeff Dean, noch gegenüber den Mitarbeitern erklärt, dass das Unternehmen ein viel größeres "Reputationsrisiko" als Open AI habe, wenn es falsche Informationen liefere. "Es gehe daher "konservativer vor als ein kleines Startup", berichtet CNBC. Dean und CEO Sundar Pichai deuteten damals jedoch an, dass Google möglicherweise noch in diesem Jahr ähnliche Produkte auf den Markt bringen wird.

Gut möglich, dass es hierzu bereits am 8. Februar ein Update gibt. An diesem Tag will Google in einem Livestream aus Paris vorstellen, wie das Unternehmen "Innovationen im Bereich künstlicher Intelligenz nutzt, um neu zu gestalten, wie Menschen nach Informationen suchen und mit ihnen interagieren." Ziel sei es, dass Nutzer:innen noch natürlicher und intuitiver als jemals zuvor das finden, was sie suchen, so Google.