Microsoft schmiedet die ersten .NET-Services

06.11.2001
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.

Mit .NET-Anwendungen dürfte ein bisheriges Horrorszenario - die Ausführung einer Exe-Datei über einen Hyperlink - seinen Schrecken verlieren und könnte zum Standard werden. Ebenso einfach lässt sich eine zentral gespeicherte Anwendung im gesamten Unternehmen ohne Installation bereitstellen - am Desktop reicht eine Verknüpfung auf ein Netzwerk-Share. Komplexere Anwendungen können mit Hilfe von Auto-Update-Funktionen lokal gespeichert und ausgeführt werden. Versagt ein Software-Update seinen Dienst oder taucht ein Bug auf, reicht die Modifikation einer zentralen Config-Datei mit einem Zeiger auf das alte Programmverzeichnis, um den alten Zustand wiederherzustellen.

COM- und .NET-Komponenten lassen sich gemeinsam verwenden, ohne dass man in solchen Fällen auf alte Mechanismen wie die Registrierung in der Registry zurückgreifen müsste. So will Microsoft einen reibungslosen Übergang zwischen den beiden Technologien gewährleisten.

Plattformunabhängigkeit

Windows-Forms-Anwendungen sind darüber hinaus Web-Service-fähig - schließlich soll Windows nach dem Willen von Microsoft auch in der kommenden Web-Service-Epoche das bevorzugte Client-System sein. Interessant ist hierbei die Tatsache, dass die Steuer- und Designelemente der Windows Forms auch in Browser-basierte Anwendungen integriert werden können. Der Übergang von einer komplett Browser-basierten zu einer reinrassigen Windows-Anwendung verschwimmt somit zunehmend. Auch beim Thema Plattformunabhängigkeit will sich die Gates-Company keine Blöße geben. Mit neuen Erweiterungen wie den "Smart Device Extensions" können beliebige Clients wie etwas PDAs adressiert werden.

Ein weiteres Argument, das .NET-Anwendungen Vorschub leisten könnte, sind die mangelhaften Gestaltungsmöglichkeiten von HTML für Desktop-Anwendungsoberflächen. Obwohl derartige Anwendungen in den letzten Jahren unter der Losung "Plattformunabhängigkeit" eine weite Verbreitung gefunden haben, lassen sie in Sachen Bedienkomfort meist zu wünschen übrig. Windows-Anwendungen haben nicht zuletzt wegen ihres einheitlichen Look and Feel und stringenter Bedienkonzepte ihre Popularität erlangt. Mit den Windows Forms werden sie nun Web-Service-fähig und erhalten noch weitere neue funktionale und multimediale Features.

Auch wenn Web-Services alte Plattformschranken weitgehend beseitigen, so werden in der Softwareindustrie wohl kaum alle Karten neu gemischt. Microsoft steht im neuen Spiel wieder an vorderster Front. Zwar herrschen über das Geschäftsmodell von .NET My Services noch Unklarheiten, aber wenn kein Wunder geschieht, werden die Redmonder als Erste ein Basis-Set an grundlegenden Diensten anbieten, die dann Standards setzen. Auch den Windows-Client bereitet man in allen Belangen auf das Web-Service-Zeitalter vor. Mehr Sicherheit und vereinfachte, kostengünstigere Softwareverteilung sollen den Desktop als sichere Einnahmequelle aufrechterhalten. Nicht zu vergessen ist der integrierte Entwicklungsansatz, der es Programmierern einfach macht, Anwendungen unter Nutzung aller Schnittstellen von den alten Win32 bis zu .NET zu schreiben.