Microsoft schmiedet die ersten .NET-Services

06.11.2001
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Wolfgang Miedl arbeitet Autor und Berater mit Schwerpunkt IT und Business. Daneben publiziert er auf der Website Sharepoint360.de regelmäßig rund um Microsoft SharePoint, Office und Social Collaboration.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Während Microsoft in der Öffentlichkeit Windwos XP zelebriert, bereitet die Gates-Truppe mit Nachdruck die .NET-Wende vor. Auf der Professional Developer Conference (PDC) in Los Angeles konnten sich 6500 Entwickler über den aktuellen Stand informieren.

Im Zentrum der Veranstaltung standen Microsofts neues Entwicklungs-Tool Visual Studio (VS) .NET und die .NET My Services, eine Serie von Basis-Internet-Diensten, die bisher unter dem Codenamen Hailstorm firmiert hatten. Für .NET My Services wurden nun konkretere Zeitpläne genannt. Auf der Konferenz händigte man den Entwicklern eine erste Preview-Version des Software Development Kits (SDK) sowie einen 500-Seiten-Wälzer mit den Spezifikationen aus. Im ersten Quartal 2002 soll ein weiteres SDK folgen, im zweiten Quartal wird mit ersten Datacenter-Tests bei Drittanbietern gerechnet. Nach einem weiteren SDK-Update sollen ab Ende 2002 die Dienste allgemein verfügbar sein. Bei den Lizenzgebühren sind verschiedene Modelle geplant. Ab 1000 Dollar pro Jahr und 250 Dollar pro Anwendung sind Entwickler dabei. Größere Unternehmen sollen 10000 Dollar pro Jahr sowie 1500 Dollar pro Anwendung zahlen müssen.

Größten Wert legen die Redmonder auf einen störungsfreien, zuverlässigen Betrieb: Während der Testphase wird die Zahl der Teilnehmer unter Berücksichtigung der Server- und Netzkapazitäten streng überwacht und begrenzt.

Noch herrscht auch unter Entwicklern einige Unklarheit über die konkrete Verwendung und den Nutzen der Services. Zum einen liegt das daran, dass sich die technische Umsetzung noch in einer frühen Phase befindet. Zum anderen dürfte es noch viele Fragen zum Geschäftsmodell geben. So viel ist klar: .NET My Services wie .NET Alert, .NET Calendar oder .NET Inbox stellen so etwas wie Standard-Schnittstellen dar, die sich jeder Entwickler zunutze machen kann. Statt wie bisher lokal liegen manche Programm-Schnittstellen nun im Internet - und setzen somit eine gehostete und mit Transaktionskosten verbundene Infrastruktur voraus.

Es gibt aber einen wesentlichen Unterschied zu den bisher weitgehend gescheiterten Modellen von Software-als-Service. Application-Service-Providing (ASP) stellte den Endanwender im Wesentlichen vor die Frage, ob er eine Software als Paket kauft oder bei einem ASP mietet. Beim Web-Service-Modell sind es in erster Linie Entwickler, die sich für die Integration eines Service als Basis- oder Zusatzfunktionalität für eine lokale oder im Web befindliche Anwendung entscheiden.