Dynamics NAV und AX überarbeitet

Microsoft nimmt neuen Anlauf im ERP-Geschäft

09.09.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

ERP für Kleinfirmen war ein Flop

Es blieb nicht die einzige überraschende Wende in Microsofts ERP-Strategie. Ende August dieses Jahres strich der Konzern das erst kurz zuvor eingeführte "Dynamics Entrepreneur", mit dem in erster Linie Kleinunternehmen angesprochen werden sollten, aus seinem Programm. Der Konzern will diese Klientel künftig mit dem neuen Dynamics NAV 2009 bedienen. Schließlich benötigten auch Kleinunternehmen Branchenfunktionen und eine Integration in die Microsoft-Welt, erläuterte Wießler. Entrepreneur-Kunden erhalten kostenlos NAV-Lizenzen. Sie können ihren Datenbestand in das neue Produkt überführen. Wer die abgekündigte Software jedoch weiter einsetzen möchte, soll bis zum Februar 2013 Support erhalten.

Laut Jochen Wießler, Director Microsoft Business Solutions, laufen Gespräche mit Hosting-Partnern, um ERP-Funktionen on Demand anzubieten.
Laut Jochen Wießler, Director Microsoft Business Solutions, laufen Gespräche mit Hosting-Partnern, um ERP-Funktionen on Demand anzubieten.

"Das Ganze ist nicht besonders glücklich abgelaufen", gibt Wießler zu. Vielleicht habe man die Marktumstände nicht gründlich genug analysiert. Mehr will der Microsoft-Manager zu dem Flop nicht sagen. Das Microsoft-Portfolio für Kleinunternehmen könnte jedoch in Bewegung bleiben. Nachdem bereits Robert Helgerth, Direktor für den Mittelstandsbereich bei Microsoft in Deutschland, gehostete ERP-Software für das Segment der Klein- und Kleinstfirmen in Aussicht gestellt hatte, bestätigte nun auch Wießler, dass es durchaus Überlegungen gebe, im Rahmen der Software-plus-Services-Strategie auch Business-Applikationen zur Online-Nutzung für diese Kundengruppen anzubieten. Erste Gespräche mit Hosting-Partnern liefen bereits. Möglicherweise folgt Microsoft also dem Beispiel der SAP. Bekanntlich setzen die Walldorfer mit dem Produkt "Business ByDesign" ebenfalls darauf, dass Mittelständler ihre Geschäftssoftware mieten statt kaufen. Ob das klappt, muss SAP aber erst noch beweisen.

Fokus auf Mittelstand

Das größte Potenzial für Geschäftssoftware sehen die Microsoft-Verantwortlichen jedoch oberhalb der Kleinbetriebe, im Mittelstand, stellt Rüdiger Meyer klar. Er verantwortet den Bereich Industry Strategy & Business Development. Deutschland ist nach den Zahlen des Marktforschungsunternehmens IDC weltweit der zweitgrößte ERP-Markt mit einem Umsatz von rund 3,2 Milliarden Euro. Davon entfielen rund zwei Milliarden Euro auf den Mittelstand. Speziell dieses Segment wachse jährlich zweistellig. Die Microsoft-Verantwortlichen rechnen sich gute Chancen aus, weiter vom Wachstum zu profitieren. Viele mittelständische Firmen benötigten neue ERP-Software, behauptete Kirill Tatarinov, Corporate Vice President für den Geschäftsbereich Microsoft Business Solutions. Andere Anbieter wie SAP und Oracle seien jedoch nicht in der Lage, ein mittelstandsgerechtes Softwareangebot auf den Tisch zu legen. "Das ist die Chance für Microsoft."