Copilot für Windows

Microsoft, das muss besser werden!

Kommentar  15.11.2023
Von 
Preston Gralla ist Redakteur bei Computerworld, Blogger bei ITworld und Autor von mehr als 45 Büchern, darunter "NOOK Tablet:The Missing Manual" (O'Reilly 2012) und "How the Internet Works" (Que, 2006).
Microsofts Copilot für Windows macht das Betriebssystem kaum besser. Anwender sollten sich generell fragen, was hinter den Generative-AI-Versprechen der Anbieter steckt.
Viele Anbieter bringen inzwischen intelligente Kopiloten für ihre Software an. Anwender sollten sich genau ansehen, wofür sie künftig mehr Geld bezahlen sollen.
Viele Anbieter bringen inzwischen intelligente Kopiloten für ihre Software an. Anwender sollten sich genau ansehen, wofür sie künftig mehr Geld bezahlen sollen.
Foto: JLStock - shutterstock.com

in all den Jahren, in denen ich nun schon über Technologie schreibe, habe ich noch keinen Hype erlebt, der auch nur annähernd an den um generative KI (GenAI) heranreichte. Was wurde nicht alles geschrieben? GenAI werde den großen amerikanischen Roman schreiben, ganze Sinfonien komponieren und Millionen von Arbeitsplätzen vernichten. Sie werde unsere Arbeit erledigen, die Welt im Auftrag autoritärer Staaten mit Fehlinformationen irreleiten und schließlich zu einer existenziellen Bedrohung für die Menschheit werden.

Alles, was GenAI bisher - im Gegensatz zu anderen überbewerteten Technologien - bewiesen hat, ist, dass sie beträchtliche Umsätze in die Kassen der Anbieter spülen kann. Sam Altman, CEO von ChatGPT-Anbieter OpenAI, teilte seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kürzlich mit, man werde bald 1,3 Milliarden Dollar jährlich umsetzen. Im Jahr 2022, an dessen Ende der generative KI-Chatbot das Licht der Welt erblickte, waren es gerade mal 28 Millionen Dollar.

Milliardenbeträge fließen in KI

Microsoft hat sagenhafte 13 Milliarden Dollar in OpenAI investiert, und in dieser Summe ist noch nicht berücksichtigt, was Microsoft intern für KI ausgibt. Google, Facebook, Amazon und andere investieren ebenfalls viele Milliarden. KI-Startups werden über Nacht mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet. Als ich Copilot für Windows Ende letzten Monats in die Hände bekam, erwartete ich also große Dinge.

Immerhin hatte Microsoft die Chance zu zeigen, wie GenAI das beliebteste Desktop- und Laptop-Betriebssystem der Welt, das auf schätzungsweise 1,4 Milliarden PCs installiert ist, deutlich verbessern kann. Bevor Copilot veröffentlicht wurde, versprach Microsoft denn auch, dass die KI-Erweiterung generell Anwender in die Lage versetzen werde, schneller Dinge zu kreieren, Aufgaben einfacher zu erledigen und ihre kognitive Belastung zu verringern. Komplizierte Aufgaben würden abnehmen, lautete das Versprechen.

Wenn ich heute sage, dass ich von Copilot für Windows enttäuscht bin, ist das eine glatte Untertreibung. Ich musste leider feststellen, dass der intelligente Helfer Windows nicht eine einzige neue Fähigkeit mitgebracht hat. Die Dinge, die man mit Windows inklusive Copilot tun kann, sind dieselben, die man mit Windows ohne Copilot erledigen konnte.

Mit Copilot für Windows wird nichts einfacher

Das ist schon schlimm genug, aber die Erkenntnis, dass sich Windows mit Copilot unterm Strich nicht einfacher bedienen lässt, war dann doch schockierend. Copilot hilft Anwendern nur bei den grundlegendsten Aufgaben. Wenn Sie etwa den Dark Mode verwenden möchten, können Sie Windows jetzt sagen, dass es den Modus einschalten soll. Ein paar Sekunden später müssen sie dann auf "Ja" klicken, wenn Copilot danach fragt. Der einzige Vorteil: Sie müssen nicht mehr zu Anzeigeeinstellungen > Personalisierung > Farben > Modus einstellen navigieren.

Und wenn Sie das Bild auf Ihrem Sperrbildschirm ändern möchten, führt Sie Copilot zur Einstellungsseite, auf der Sie ein anderes Bild auswählen oder Ihren Hintergrund personalisieren können. Außerdem werden Sie gefragt, ob Sie weitere Aufgaben ausführen möchten, etwa Ihren Desktophintergrund ändern. Und das ist auch schon das Wichtigste, das Ihnen der KI-Assistent abnehmen kann. Er hilft ihnen also lediglich, die Suche nach den richtigen Einstellungen für eine begrenzte Anzahl weniger wichtiger Aufgaben zu umgehen.

Leider gibt es aber unzählige Dinge, bei denen Copilot nicht weiterhilft. Wenn Sie ihn beispielsweise bitten, Ihren Rechner mit einem WLAN-Netzwerk zu verbinden, werden Ihnen nicht die richtigen Einstellungen angezeigt. Stattdessen erhalten Sie eine Reihe von Anweisungen, die Ihnen auch der Chatbot von Bing anbieten würde.