Goldrausch rund um GenAI

Für KI-Startups fließt das Risikokapital in Strömen

13.11.2023
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Character.ai, Anthropic oder Aleph Alpha sind die Sterne am Investoren-Himmel. Die Geldgeber und großen Tech-Konzerne pumpen Milliarden Dollar in KI-Startups rund um den Globus.
Um Geld müssen sich KI-Startups derzeit keine Sorgen machen. Im Gegenteil: Es strömt ihnen regelrecht zu.
Um Geld müssen sich KI-Startups derzeit keine Sorgen machen. Im Gegenteil: Es strömt ihnen regelrecht zu.
Foto: PHOTOCREO Michal Bednarek - shutterstock.com

Google verhandelt derzeit mit den Verantwortlichen von Character.ai über eine weitere Finanzierungsrunde mit einem Volumen in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei Insider. Demzufolge braucht das KI-Startup frisches Geld, um seine Modelle weiter trainieren und die wachsende Kundennachfrage bedienen zu können.

Während die meisten anderen GenAI-Anbieter eher Business-Themen rund um Programmierung oder Content-Produktion im Auge haben, konzentriert sich Character.ai ganz auf die Unterhaltung. Das von den beiden ehemaligen Google-Mitarbeitern Noam Shazeer und Daniel De Freitas gegründete Unternehmen offeriert seinen Nutzerinnen und Nutzern Chats mit virtuellen Kopien von diversen Berühmtheiten wie Pop-Star Taylor Swift, Fußballern wie Christiano Ronaldo, aber auch mit Firmengründern zum Beispiel Mark Zuckerberg oder bereits lange verstorbenen Persönlichkeiten wie Albert Einstein oder William Shakespeare. Wer eine Gebühr von zehn Dollar im Monat bezahlt, kann sich zudem seinen eigenen Chatbot bauen.

Character.ai trainiert in der Google-Cloud

Character.ai pflegt bereits seit längerer Zeit eine Partnerschaft mit Google. So trainiert das KI-Startup seine Modelle in der Google-Cloud auf Systemen mit Tensor Processing Units (TPUs). Diese Verbindung dürfte sich mit einer neuerlichen Investition des Cloud-Hyperscalers weiter vertiefen. Aktuell verhandeln die Character.ai-Verantwortlichen aber auch mit anderen potenziellen Geldgebern. Erst im März hatte das Startup 150 Millionen Dollar von einer Investorengruppe, angeführt von Andreessen Horowitz, eingesammelt. Lag die Firmenbewertung damals bei rund einer Milliarde Dollar dürfte sie nach aktuellen Schätzungen bereits etwa fünf Milliarden Dollar betragen.

Open-Source-Anbieter in Nöten: Bedroht OpenAI den Softwaremarkt?

Auch für andere KI-Startups fließt das Venture Capital derzeit in Strömen. Google hatte erst Ende Oktober 2023 angekündigt seine Investitionen in den OpenAI-Konkurrenten Anthropic auf insgesamt rund zwei Milliarden Dollar aufzustocken. Anthropic hat die Chatbots Claude und Claude 2 entwickelt, die mit einem eigenen Sprachmodell gegen ChatGPT von OpenAI antreten. Ende September 2023 hatte Amazon bekannt gegeben, ebenfalls vier Milliarden Dollar in Anthropic investieren zu wollen.

Aleph Alpha - GenAI made in Germany

Auch Deutschlands große GenAI-Hoffnung Aleph Alpha bekommt viel Geld. Anfang November meldete das in Heidelberg ansässige Startup eine weitere Finanzierungsrunde mit einem Volumen von 500 Millionen Dollar. Das dahinterstehende Konsortium wird vom Innovation Park Artificial Intelligence (Ipai), Bosch Ventures und den Unternehmen der Schwarz Gruppe angeführt. Weitere neue Investoren sind die Berliner Christ & Company Consulting, Hewlett Packard Enterprise (HPE), der Softwarekonzern SAP sowie Burda Principal Investments. Auch die bereits vorhandenen Investoren haben sich an der überzeichneten Investitionsrunde abermals beteiligt.

"Mit der jüngsten Finanzierungsrunde werden wir Aleph Alpha weiter ausbauen und unsere Partner und Investoren in das KI-Zeitalter begleiten", kündigte Aleph-Alpha-Gründer Jonas Andrulis an. Man werde mit den neuen Mitteln das Angebot weiterentwickeln und gleichzeitig die Unabhängigkeit und Flexibilität in Bezug auf Infrastruktur, Cloud-Kompatibilität, On-Premise-Support und hybride Setups beibehalten. "Dafür werden wir die Schnittstellen und Anpassungsmöglichkeiten erweitern, die auf geschäftskritische Anforderungen zugeschnitten sind."