Technical Summit 2014

Microsoft baut Plattformstrategie auf Windows 10 und Azure

13.11.2014
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Bei seinem ersten Deutschland-Besuch erklärte der neue Microsoft-Chef Satya Nadella, was es mit dem Mantra „Cloud first, mobile first“ auf sich hat und warum Offenheit für Microsoft eines der zentralen Themen geworden ist.

Unser Unternehmen basiert auf Partner­schaften“, versicherte Nadella den rund 750 Besuchern auf dem Technical Summit in Berlin. Der seit Frühjahr dieses Jahres amtierende Microsoft-CEO nutzte die Entwickler-Konferenz Mitte November dazu, den deutschen Entwicklern und IT-Professionals zu erklären, wie sich der weltgrößte Softwarehersteller künftig positionieren will.

„Wir sind und bleiben ein Plattformanbieter“, betonte Nadella. Dreh- und Angelpunkt bildeten dafür das kommende Windows 10 sowie die Azure-Cloud. „Das neue Release des Betriebssystems ist der Beginn einer neuen ­Windows-Ära“, sagte der CEO – und viele Besucher dürften sich an die Windows-8-Ankündigung erinnert haben. Windows 10 bringe neue Möglichkeiten für Unternehmen mit, beispielsweise beim Device-Management oder die Verwaltung von Nutzer-IDs. Entwickler bekämen eine Plattform an die Hand, über die sie mit ihren Applikationen eine breitere Palette an ­Geräten und damit auch Nutzern erreichen könnten. Zudem versprach Nadella der Deve­loper-Community, dass auch in der künftigen Micro­soft-Welt altbewährte Systeme wie der .NET-Code „erstklassigen Support“ bekämen.

Der neue Microsoft-CEO Satya Nadella trägt keine Scheuklappen: Freie Office-Apps für iOS und Android, die Anbindung von Dropbox an Office 365 sowie Linux-Maschinen in Azure sind Signale, die Microsofts neue Offenheit unterstreichen. Doch mit den Hardware-Partnern sucht Microsoft den Wettbewerb.
Der neue Microsoft-CEO Satya Nadella trägt keine Scheuklappen: Freie Office-Apps für iOS und Android, die Anbindung von Dropbox an Office 365 sowie Linux-Maschinen in Azure sind Signale, die Microsofts neue Offenheit unterstreichen. Doch mit den Hardware-Partnern sucht Microsoft den Wettbewerb.
Foto: Microsoft

Neben dem Betriebssystem spielt die Cloud-Plattform Azure eine zentrale Rolle in der Microsoft-Strategie. Nadella tönte, Azure sei die „kompletteste Cloud der Welt“, und verwies auf SaaS-Komponenten wie Office 365 und die Dynamics-Produkte, PaaS-Angebote sowie eine IaaS-Infrastruktur aus 19 Rechenzentren weltweit. Doch während Konkurrenten wie Amazon Web Services (AWS) mittlerweile auch in Deutschland mit eigenen Data-Center-Kapazitäten vertreten sind, lässt Microsoft diesen Punkt offen. Man prüfe laufend, wie man die Infrastruktur weiter ausbauen könne, hieß es. In Sachen Datenschutz pocht der Konzern auf Zertifikate und Verträge, wonach die eigene Cloud den europäischen Datenschutzbestimmungen entspreche. Zudem unterlägen US-Firmen dem Patriot Act, der sie im Zweifel zwingt, Kundendaten an US-Behörden herauszugeben, egal wo die Rechenzentren stehen. Dagegen klagt Microsoft derzeit.

Cloud ist kein Dogma

Nadella versicherte in Sachen Cloud außerdem, keine dogmatische Haltung einzunehmen. Man wolle niemanden zwingen. Anwender hätten die Flexibilität, selbst über Zeitpunkt und Deployment-Modi bestimmen zu können. „Es wird immer Workloads geben, die in einer Private Cloud laufen werden“, so seine Einschätzung. Der CEO verwies in diesem Zusammenhang auch auf die Möglichkeiten, hybride Szenarien umzusetzen. Darüber hinaus sei Azure offen für Produkte anderer Hersteller. Mittlerweile laufen in der Microsoft-Cloud auch Anwendungen von Oracle und SAP, ein Fünftel der Virtuellen Maschinen in Azure seien Linux-Systeme.

Auch wenn der Microsoft-Chef nicht müde wurde, die Rolle des Unternehmens als Plattform- und Techniklieferant herauszustellen, so betonte er doch auch, wie wichtig der Kontakt zum User bleibe. „Wir konzentrieren uns auf die Nutzer“, sagte Nadella in Berlin. Heute gehe es vor allem darum, neue „User-Experiences“ zu schaffen, gerade im mobilen Umfeld. Im Mittelpunkt stehe nicht das Device sondern die Möglichkeiten, die der Nutzer damit habe. Die neue Softwaregeneration werde Leben und Arbeiten der Menschen neu definieren, versprach der CEO. Erste Beispiele dafür seien der digitale Assistent „Cortana“ sowie neue Analytics-Möglichkeiten rund um „Power BI“.