Mehr Erfolg in IT-Projekten

29.11.2005
Von Elmar Borgmeier
Klassisches Qualitäts-Management und agile Softwareentwicklung haben völlig konträre Ansätze zur Qualitätssicherung. Doch es gibt eine Symbiose beider Konzepte.

Das Thema Qualität durchzieht heute jedes IT-Projekt und beschäftigt Entwickler, Tester, Projekt-Manager, Anwender und Führungskräfte. Auf die Frage, wie sich Qualität in IT-Projekten etablieren und nachhaltig verankern lässt, haben sich in den letzten Jahren zwei Antworten durchgesetzt, die nicht unterschiedlicher sein könnten: einerseits die Einführung eines ingenieurmäßigen Qualitäts-Managements (QM) und anderseits die Umstellung auf agile Prozesse.

Hier lesen Sie...

  • was Qualitäts-Management (QM) im klassischen Sinn bedeutet;

  • welchen Qualitäts-Ansatz agile Softwareprojekte verfolgen;

  • wie sich mit Hilfe von Aspekten und Qualitätsmaßnahmen ein agiles QM einführen lässt.

Softwareentwicklung, Projektsteuerung und agiles Qualitäts-Management unterstützen sich gegenseitig. (Quelle: Syngenio)
Softwareentwicklung, Projektsteuerung und agiles Qualitäts-Management unterstützen sich gegenseitig. (Quelle: Syngenio)

QM wurde eingeführt, um Qualität systematisch zu steuern. Systematik ist hier schon deshalb notwendig, weil unter Qualität jeder etwas anderes versteht: Für Entwickler sind Klarheit des Designs und wartbarer Code wichtig. Die für den Betrieb Verantwortlichen achten vor allem auf Stabilität und Flexibilität. Bei den Anwendern stehen vollständige Umsetzung ihrer Anforderungen und Softwareergonomie im Vordergrund. Projektleiter legen Wert auf die Einhaltung des Projektprozesses, Auftraggeber auf die Budget- und Termintreue.

Die Unternehmenssicht

Angesichts dieser vielfältigen Betrachtungsweisen, die alle ihre Berechtigung haben, richtet sich das klassische QM nach den Gesamtzielen des Unternehmens und leitet daraus die Ziele für Softwareprojekte ab. Dieser Ansatz wird insbesondere beim Total-Quality-Management (TQM) verfolgt. Eine Konkretisierung von TQM ist das Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM). Hier werden Prozesse und Ergebnisse ganzheitlich betrachtet, also im Hinblick auf die verschiedenen Zielgruppen: Kunden, Mitarbeiter und Gesellschaft.

Qualitätssteigerungen einer Organisation lassen sich nur schrittweise umsetzen. Daher haben sich im Softwarebereich neben den bekannten Konzepten der ISO 9000 ff. vor allem so genannte Reifegradmodelle etabliert, die eine stufenweise Verbesserung vorsehen. Beim CMMI-Modell der Carnegie Mellon University wird dabei der Reifegrad einer Organisation insgesamt betrachtet. Das europäische Spice-Modell bewertet dagegen den Reifegrad einzelner Prozesse.

Die Vorteile der genannten QM-Verfahren sind: Sie bieten Führungskräften einen Handlungsrahmen, um Qualität systematisch weiterzuentwickeln und den erreichten Stand zu bewerten. Qualität lässt sich somit verwalten und auditieren. Unterhalb der Management-Ebene, bei den Entwicklern und Projekt-Managern, finden die Verfahren jedoch weit weniger Akzeptanz. Ein Grund dafür ist eine zu starke Prozessorientierung: Denn gut kontrollierte Prozesse allein können noch keine Produktqualität sicherstellen. Auch orientiert sich die Prozess-Standardisierung häufig an den größten Szenarien und ist damit für kleinere und mittlere Softwareprojekte überdimensioniert. Hinzu kommt: Für eine externe Auditierbarkeit gilt es oft, Dokumente zu erstellen, was in den Augen des Projektteams nicht selten eine lästige bürokratische Zusatzarbeit ist. Welche Gründe es auch immer geben mag: Mangelnde Akzeptanz hat zur Folge, dass QM nur pro forma umgesetzt wird und sich so die eigentlichen Ziele nicht erreichen lassen.