Mehr Erfolg in IT-Projekten

29.11.2005
Von Elmar Borgmeier

Keine Formalismen

Damit setzt sich agiles QM bewusst von den rein prozessorientierten Ansätzen des klassischen QM ab. Ziel ist es, mit diesem personen- und technologiezentrierten Ansatz diejenigen Mitarbeiter zu erreichen, die in der Vergangenheit von überbordenden Formalismen abgeschreckt wurden.

Ein von uns als "Aspect Q" bezeichnetes Denkmodell für agiles QM soll wesentliche Elemente aus der aspektorientierten Programmierung auf die Konzeption eines Qualitätsmodells übertragen. Mit Aspect Q werden Qualitätsthemen als zusätzliche Aspekte des Projektvorgehens betrachtet. Diese werden separat vom Projektprozess festgelegt und dann an zu definierenden Stellen in den Projektprozess eingefügt.

Die Klassifikation der Qualitätsthemen in mehrere Aspekte erfolgt so, dass innerhalb eines Aspekts ein möglichst starker Zusammenhang zwischen den Maßnahmen besteht. Keineswegs lassen sich die Aspekte einem einzigen Projektabschnitt zuordnen. Sie werden vielmehr durchgängig in den Ablauf "eingewoben" und bilden damit das "Quality Pattern" des Projektes.

Fünf Qualitätsaspekte

In Aspect Q gibt es fünf Aspekte von Qualität: kunden-, anwender- und technologiebezogene Qualität sowie innere Qualität und Nachhaltigkeit (Details siehe Kasten "Aspekte von Qualität"). Mit der expliziten Unterscheidung dieser Aspekte wird die Komplexität des Qualitätsbegriffs sichtbar und die Diskussion um die jeweilige Priorisierung von Qualitätszielen gefördert. Darauf aufbauend definiert Aspect Q zwei Ebenen von QM-Verfahren: das Verfahren innerhalb eines Projekts und das Verfahren, mit dem eine Organisation projektübergreifende Qualität erlernt.

Workshops planen

Innerhalb eines Projekts findet die Qualitätsplanung in speziellen Workshops statt. Dort werden Maßnahmen und ihre Einsatzzeitpunkte für alle Aspekte festgelegt. Die Maßnahmen können vielfältig sein und auch kreative Ansätze haben, die in den jeweiligen Projekten entstehen: zum Beispiel Pair Usage (Entwickler arbeiten mit Anwendern zusammen), Refactoring Breaks (gezielte Design-Weiterentwicklung zwischen zwei Iterationen), Shortcut-Analysen oder frühzeitige Troubleshooting-Dokumentation. Mit entsprechenden Visualisierungs- und Kreativitätstechniken lässt sich im Rahmen eines solchen Workshops erreichen, dass sich die Beteiligten stärker eingebunden fühlen und sich besser mit den Qualitätszielen identifizieren können. Die Teilnehmer werden dabei jeweils zu Stellvertretern eines Aspektes und stehen für dessen Qualitätsanforderungen.

Alle Maßnahmen werden auf "Maßnahmen-Karten" beschrieben und im Intranet veröffentlicht. Dieser Fundus an vorgefertigten Karten bildet dann nicht nur einen Grundstock für die Workshops anderer Projekte, sondern ist auch die Basis für das "Qualitätslernen" der Organisation. Somit wird QM nicht aus einem formalen Gesamtkonzept heraus in die Projekte getragen, sondern umgekehrt aus den Erfahrungen der Projekte in die Organisation hinein entwickelt.