McNealy: „Wir werden alle den Linux-Lifestyle leben“

27.08.2002

McNealy: Dieses Desaster gibt es nur in der IT-Industrie, denn nirgendwo sonst kaufen Sie Software getrennt von der Hardware. Meine Digitaluhr läuft mit integrierter Software, in jedem Auto arbeiten Hunderte von Prozessoren mit Embedded-Tools. Nur in der Intel-Welt kauft man Software getrennt, weil man sich für oder gegen Windows entscheiden muss. Daher bezeichne ich Applikations-Server auch nicht als Marktsegment, sondern als Funktion. Es ist schlicht lächerlich, sein Betriebssystem getrennt vom Rechner zu kaufen.

CW: Inwiefern differenzieren Sie sich mit Ihren neuen Intel-Servern von Wettbewerbern wie IBM, Dell oder HP?

McNealy: Wir kaufen wie Dell die Hardware vom gleichen asiatischen Anbieter und die Chips von Intel zum selben Preis. Hier gibt es keine Vorteile, es herrscht Gleichstand. Aber Sun bietet zwei Betriebssysteme zum Preis von keinem an. Dell muss Red Hat, Windows oder Unix dazukaufen, also ist unser Preis besser. Hinzu kommen das Open Network Environment (Sun One) und die Service- und Supporteinrichtungen. Sie werden bei uns nicht nach Delhi weitergeleitet, wo jemand Ihre Linux-Probleme lösen soll. Und schließlich bieten wir einen Upgrade-Pfad auf 64-Bit-Systeme an. Das macht uns niemand nach.

CW: Die IBM steht besser da. Mit ihrem Applikations-Server und der übrigen Middleware kontrolliert sie große Marktanteile.

McNealy: Das sehe ich anders. Wenn Sie einen klaren und kompatiblen Code für Java 2 Enterprise Edition (J2EE) entwickeln, läuft das auf unseren Geräten, und wir haben ein weitaus besseres Preis-Leistungs-Verhältnis. Außerdem kontrolliert IBM nicht den Markt. Sie sind die Nummer zwei bei Unix-Servern - aber ihr Anteil fällt wie ein Stein. Ich habe das schon Anfang des Jahres behauptet, aber niemand hat es aufgegriffen. Nun haben wir sie im letzten Quartal nochmal gedrückt.

Microsoft gegen Open Source Gemeinsam mit anderen IT-Anbietern verstärkt Microsoft seine Lobbying-Bemühungen gegen Open Source. Die "Initiative for Software Choice" wendet sich gegen Pläne von Behörden, bei der Beschaffung von IT-Produkten Linux-basierende Programme zu bevorzugen. Hinter der im Mai ins Leben gerufenen Initiative steht der Industrieverband Computer Technology Industry Association (Comptia), der eigenen Angaben zufolge rund 8000 Unternehmen zu seinen Mitgliedern zählt. Microsoft gehört als Vertreter der Softwareindustrie zu den größten Förderern. Software Choice wehre sich insbesondere dagegen, dass die Beschaffung proprietärer Software durch öffentliche Organe per Gesetz eingeschränkt oder ganz verboten