McNealy: „Wir werden alle den Linux-Lifestyle leben“

27.08.2002
Linux-Appliances gibt es seit der „Cobalt“-Übernahme vor rund zwei Jahren bei Sun Microsystems . Nun hat das Unternehmen seinen ersten Allround-Linux-Server auf Intel-Basis vorgestellt - weit nach den einschlägigen Wettbewerbern. Welche Strategie verfolgt der Konzern mit der Annäherung an die Open-Source-Gemeinde? Die CW-Schwesterpublikation „Infoworld“ fragte Sun-Chef Scott McNealy nach seinen Beweggründen.

CW: Wie sehen Sie die Linux-Community?

McNealy: Das ist eine harte Gemeinschaft. Wenn Sie sich an Schutzrechten, Umsätzen und Profiten orientieren, stehen Sie dort nicht gerade hoch im Kurs. Zumindest bei einigen Vertretern der Community, oder? Andere Leute sehen jedoch ein, dass es verschiedene Modelle gibt, die nebeneinander bestehen können. Ich fühle mich in beiden Lagern zu Hause und schäme mich nicht, gleichzeitig ein Open-Source-Verfechter und ein Kapitalist zu sein. Man lädt mich zu allen Konferenzen ein.

CW: Wie will Sun mit seiner Geschichte in der Open-Source-Gemeinde Anerkennung finden?

McNealy: Ich glaube an den Besitz von geistigem Eigentum und die damit verbundenen Rechte. Das habe ich immer vertreten, aber gleichzeitig gehe ich davon aus, dass wir alle den Linux-Lifestyle an vielen Stellen leben werden. Verschiedene Systeme können, müssen und werden nebeneinander arbeiten. Im Linux-Bereich haben wir nun die Ecken unseres Territoriums markiert und unzählige Codezeilen beigesteuert. Ich denke, IBM und Hewlett-Packard (HP) haben Todesangst davor, dass die Leute merken, wie einflussreich Sun in der Open-Source-Gemeinde ist.

CW: Ihr Schritt hin zu Linux auf Intel-Systemen wirkt so, als hätten Sie gerade das 32-Bit-Computing entdeckt. Woher kommt dieser Nachdruck, nachdem Sie jahrelang das Hohelied der 64-Bit-Architekturen gesungen haben?