Nadelöhr WAN

Mangelware Bandbreite

05.02.2009

Suche nach den Engpässen

Allerdings sind die Ursachen für WAN-Engpässe auch hausgemacht. Denn egal, ob es sich um die Konsolidierung von Rechenzentren dreht, eine Rezentralisierung ansteht, Unternehmen mit Software as a Service (SaaS) oder Cloud Computing liebäugeln, auf Terminal-Server-Applikationen migrieren oder die Einführung von VoIP oder gar Unified Communications ansteht, unter dem Strich steigen die Anforderungen an die Netzinfrastruktur. Was sich vor Ort, im LAN, noch mit einer Migration auf Gigabit Ethernet abfangen lässt, führt im WAN schnell zu Engpässen.

Last but not least existiert noch ein drittes Problemfeld: Geschwätzige Applikationen beziehungsweise Protokolle, die die knappe und teure Ressource WAN-Bandbreite mit unnötigem Datenverkehr zumüllen. Als besonders kommunikationsfreudig entpuppen sich in diesem Zusammenhang beispielsweise CIFS (Common Internet File System), das von Microsoft 1996 als erweiterte Version von SMB eingeführt wurde, oder die diversen Messaging-Protokolle. Ungeschickt implementierte Applikationen wie etwa Citrix fressen ebenfalls schnell kostbare Bandbreite.

Auf der Suche nach einem Ausweg aus diesem Dilemma kommt in Zeiten knapper IT-Budgets für die meisten IT-Abteilungen die naheliegende Lösung eines Bandbreiten-Upgrades nicht in Betracht. Eher trifft das Gegenteil zu: Das Weitverkehrsnetz hat mehr Anwendungen zu bewältigen, und gleichzeitig sollen die Kosten stabil gehalten, wenn nicht gar gesenkt werden. Nur an der Preisschraube können die meisten Netzadministratoren häufig nicht mehr drehen, da sie bereits in der Vergangenheit die bestmöglichen Konditionen ausgehandelt haben. Unter dem Strich drückt der WAN-Schuh die Netzverantwortlichen also gleich an mehreren Stellen - und es führt kaum ein Weg an der Optimierung des erzeugten Datenverkehrs vorbei, wenn sie den Imperativ "Mehr mit weniger Ressourcen" erfüllen wollen.

Dabei umfasst das Thema WAN-Optimierung - im Rückgriff auf eine Definition von Gartner - gleich mehrere Felder. So führen nach Ansicht der Gartner-Analysten Severine Real und Joe Skorupa Techniken wie Bandbreiten-Management (QoS), Datenkomprimierung, Caching und Protokoll-Optimierung zum Ziel und helfen, Engpässe bei Bandbreite, Latenzzeit oder den Protokollschwachstellen zu überwinden. Für scharf kalkulierende Großunternehmen ist dabei laut Gartner die WAN-Optimierung längst kein Exotenthema mehr. Nach einer Studie des Beratungshauses nutzen bereits 34 Prozent von 422 befragten Großunternehmen entsprechende Verfahren, und 28 Prozent planen deren Einführung. Die Motivation ist dabei meist die gleiche: kürzere Antwortzeiten und eine bessere Ausnutzung der vorhandenen WAN-Verbindungen, um kostentreibende Upgrades zu vermeiden.

Häufig können so auch Investitionen in zusätzliches IT-Equipment vermieden werden, wie das Beispiel eines US-amerikanischen Maschinenbauers zeigt. Das Unternehmen stand vor dem Problem, dass die Mitarbeiter in der deutschen Niederlassung teilweise bis zu einer Stunde warten mussten, bis die Directories auf den Servern in der Zentrale auch auf ihren PCs zugänglich waren. Die klassische Lösung, die Installation eines eigenen Servers in der Zweigstelle, hätte das Unternehmen rund 100 000 Dollar für Hardware und Softwarelizenzen gekostet. Eine WAN-Optimization-Appliance, die nun einen zügigen Datenzugriff über den Atlantik erlaubt, schlug nur mit 17 000 Dollar zu Buche.