Linux-Zertifikate: Wer bietet was?

19.05.2004
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Das Interesse an Linux wächst: Die Zahl der zertifizierten IT-Profis ist im vorigen Jahr weltweit von 30.000 auf 50.000 gestiegen, gleichzeitig sind aber auch die Tests schwerer geworden. (Foto: Joachim Wendler)

Ebenso wie die LPI-Prüfungen oder die Zertifizierungstests von Suse, Comptia und Sair/GNU hätten die Examina für den "United Linux Certified Professional" (ULCP) sowie den "United Linux Certified Expert" (ULCE) online in einem Testcenter von VUE oder Thomson Prometric abgelegt werden müssen. Rund 6000 Testcenter gibt es weltweit. Die meisten befinden sich in einer größeren Stadt unter dem Dach eines IT-Weiterbildungsanbieters.

Novell verfolgt mit den Linux-Tests ehrgeizige Ziele. Nach Angaben von Michael Weyrauch, Ende April vom Suse-Trainingsleiter zum Director Novell Emea Training Services aufgestiegen, sollen bis Jahresende etwa 500 Linux-Spezialisten im Vertriebsraum Europa, Naher Osten und Afrika zum CLE zertifiziert werden. Bei der Prüfung muss der Kandidat anspruchsvolle Aufgaben am Computer lösen, "wofür grundlegendes Wissen über Linux erforderlich ist". Als Voraussetzung wird Interessenten eine LPI-1-Zertifizierung empfohlen, "eine Bedingung ist es aber nicht". Karriereorientierte Linux-Profis sollten den Rat befolgen, schließlich falle die CLE-Durchfallquote relativ hoch aus, "weil nur wenige Teilnehmer die LPI-Zertifizierung besitzen", so Weyrauch.

Als noch schwieriger gelten Red Hats Prüfungen. Selbst gestandene IT-Spezialisten, die gewohnt sind, Netzwerke und Server zu installieren, müssen die Tests relativ häufig wiederholen. Nach Angaben von Jens Ziemann, als Schulungsleiter von Red Hat für Zentral- und Osteuropa verantwortlich, dürfte die ohnehin hohe Durchfallquote von 65 Prozent bei der Prüfung zum RHCE kurzfristig weiter steigen, da der Linux-Distributor in den Prüfungen jüngst die Multiple-Choice-Fragen gestrichen hat und Kandidaten ihr Können "ausschließlich live unter Beweis stellen müssen".

In zahlreichen Zertifizierungsranglisten, die im Web kursieren, erobert die RHCE-Prüfung regelmäßig vordere Plätze. Ihr eilt der Ruf des "King of Linux Certs" voraus. Insidern zufolge steht sie qualitativ den als sehr schwierig geltenden Cisco-Zertifizierungen zum "Cisco Certified Network Professional" (CCNP) und "Cisco Certified Network Professional" (CCNP) in nichts nach.