Länder reißen Fiscus-Projekt an sich

06.07.2005
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Auf Länderseite gibt man sich optimistisch. Im Gegensatz zu den 90er Jahren seien es nun mit Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen nur fünf Länder, die gemeinsam die Software entwickeln sowie die Architektur und die Strategie verantworten, berichtet Judith Steiner, Sprecherin des bayerischen Finanzministeriums. Im Gegenzug hätten sich alle 16 Bundesländer verpflichtet, die Software auch einzusetzen. In der Entwicklung wolle man nicht alles neu erfinden. Geplant sei, unter einem Best-Practice-Ansatz auf den am besten geeigneten Lösungen der Länder aufzubauen. Damit verfolge man ein evolutionäres Konzept. Damit erhalten die alten Cobol- und Assembler-Programme eine neue Chance. "Die Anwendungen laufen schnell und stabil", berichtet Steiner.

Über die noch zu erwartenden Kosten will die Ministeriumssprecherin keine Angaben machen. Es seien aber keine Beträge, über die man sich Sorgen machen müsse, wiegelt sie ab.

"Es muss klappen", fordert Gewerkschaftsführer Ondracek. "Eine zweite Pleite kann sich niemand leisten." Nachdem die Finanzminister viel Lehrgeld gezahlt hätten, praktisch ohne einen Gegenwert zu erlangen, sei der Druck nun sehr hoch. Die Zahlen, wie viel Geld bislang für das Fiscus-Projekt verschwendet wurde, gehen weit auseinander. Die Rede ist von einem Betrag zwischen 250 und 900 Millionen Euro. Das meiste sei reine Spekulation, meint ein Insider. Allerdings dürfe man getrost davon ausgehen, dass sehr viel Geld aus dem Fenster geworfen wurde. Mit einer Schätzung von 400 Millionen Euro liege man sicher nicht ganz falsch.