SAP HANA im Klinikeinsatz

Krebsforscher setzen auf Datenturbo gegen Tumore

05.01.2013

Viel Grundlagenarbeit

"Es geht zunehmend darum, Informationen aus mehreren Datenbanken, die man in der Klinik auf allen Ebenen hat, auch wirklich gemeinsam auf einem System und auf einem Bildschirm abrufen zu können. Die Herausforderungen dabei gehen schon mit dem Datenschutz los", sagt der Mediziner, der sich in Projekten unter anderem darum kümmert, bei der Krebstherapie verschiedene Fachrichtungen besser zu verzahnen oder klinische Studien zur Entwicklung neuer Krebstherapien einfacher zu gestalten. Vieles beim Umgang mit der wachsenden Datenflut stecke noch in den Kinderschuhen. "Man muss das Thema von der Wurzel aus angehen und sich zum Beispiel um die Abstimmung von Datenformaten kümmern." Nur so würden Arbeitsgruppen durchlässig für gemeinsame Arbeit. "Klinische Studien haben diese Datenverbünde heute schon."

Wie eine solche stärkere Vernetzung aussehen könnte, zeigt die Charité schon heute im kleinen Maßstab. Hana verknüpft Daten von 15.000 hauseigenen Patienten. Darin kann wie bei einer Google-Suche verglichen und überprüft werden - etwa dann, wenn ähnliche Patienten mit vergleichbarem Krebstyp schon einmal Behandlungen durchliefen. "Die Software unterstützt aktiv Behandlungsstrategien, mit ihr lassen sich Szenarien entwickeln und vorausdenken", erläutert Regenbrecht. Auch kleine Kliniken fern der Universitätsstädte könnten profitieren. "Denn die Software könnte auch automatisch Hinweise geben und auf verwandte Studien verweisen oder alternative Wege der Kollegen."

Wettbewerber schlafen nicht

SAP ist mit der Idee von Echtzeit-Technologie in der Medizin nicht alleine. Die Konkurrenz der Darmstädter Software AG etwa nennt ihre Lösung "BigMemory" und erprobt Einsatzszenarien in der Telemedizin, bei der es darum geht, den mitunter datenreichen Status von Patienten über mobile Medizingeräte auch fern vom Krankenbett abzufragen.

SAP-Chef Jim Hagemann Snabe hält große Stück auf die HANA-Software.
SAP-Chef Jim Hagemann Snabe hält große Stück auf die HANA-Software.
Foto: SAP

Der Walldorfer Dax-Konzern - aktuell mit VW und Siemens wertvollstes deutschen Börsenunternehmen - setzt auf Hana. Das Führungsduo Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott nennt die junge Technik "wunderschöne Lady". Und SAP-Strategiechef Chakib Bouhdary sagt: "Niemand hat diesen Stand der Technologie, unser Vorsprung ist enorm. Wir sind mit Hana dem Wettbewerb um rund zwei Jahre voraus."

Für den Softwareriesen ist Hana bei Ärzten auch ein neues, womöglich lukratives Geschäftsfeld. "Krebstherapie ist nur ein denkbarer medizinischer Anwendungsbereich unter vielen", meint der Leiter des Potsdamer SAP-Innovations-Zentrums, Cafer Tosun. In den 40 Jahren SAP-Geschichte sei Hana das am schnellsten wachsende Produkt.