Was mittelständische Unternehmer von ihrer IT erwarten

Klartext statt Kauderwelsch

06.10.2005
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

Während Schmeding sich mit der B2C-Offensive aus dem Umsatz- und Bekanntheitstief katapultierte, suchte Peter Späth eigentlich nach einer profitablen Ergänzung seines im Winter traditionell schleppend verlaufenden Baugeschäfts. Doch statt sich - wie in der Branche durchaus üblich - über behördliche Auflagen oder sparsame Kunden zu entrüsten, erschloss der Münchener Unternehmer lieber zwei neue Erlösquellen: Neben einem selbst entwickelten Homepage-Generator (find-faster.de), der Websites bei Suchmaschinen weit vorn platziert, vertreibt er Schneeketten und Schlauchboote übers Netz.

„Schon mein Großvater sagte: Im Handel steckt der Gewinn“, freut sich Späth über das neue Standbein. Freilich profitiert der Bauingenieur von wichtigen Erfahrungen, die er nach dem Studium als IT-Berater in der Immobilienwirtschaft sowie in der Autoindustrie gesammelt hat. Ein Programm zu entwickeln fiel ihm leicht, und dank vielfältiger Kontakte zum Mittelstand kam das Neugeschäft schnell auf Touren. Längst haben sich die Investition von 20 000 Euro für die Internetsoftware und die Kosten für den Online-Handel amortisiert. Der Laden brummt: „Ich will neue Mitarbeiter einstellen und weitere Produkte vermarkten.“

IT als strategische Waffe

Zugegeben, mit ihren Strategien sind diese Unternehmer keineswegs repräsentativ. Wer geht schon das Wagnis einer betrieblichen Kursänderung mit offenem Ausgang ein? Welcher unter chronischer Eigenkapitalschwäche leidende Mittelständler schenkt technischen Systemen Vertrauen, die womöglich am nächsten Tag schon einen Betriebsstillstand nach sich ziehen? Kein Wunder, dass rund 90 Prozent der Investitionsmittel der etwa 3,3 Millionen mittelständischen Betriebe für Ersatzbeschaffungen und Rationalisierungen verwendet werden, wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) in der Studie „Diagnose Mittelstand 2005“ rekapituliert. Ähnliches weiß der Münchener Unternehmensberater Bernhard Schmid zu berichten: „Statt IT als strategische Waffe einzusetzen, werden Kostensenkungsprogramme als stärkstes Mittel zur Zukunftssicherung angesehen“, kritisiert er.