Was mittelständische Unternehmer von ihrer IT erwarten

Klartext statt Kauderwelsch

06.10.2005
Von 
Winfried Gertz ist Journalist in München. Er arbeitet in einem Netzwerk von zahlreichen Anbietern kreativer Dienstleistungen. Das Spektrum reicht von redaktioneller Hörfunk- und Fernsehproduktion über professionelle Fotografie bis zu Werbetexten für Industrieunternehmen und Non-Profit-Organisationen.

„In größere Mobilität zu investieren zahlt sich aus“, bestätigt IT-Berater Zilch. Nicht weil die Firmen mit moderner Technik Eindruck schinden wollen, „sondern weil sie ihren Informationsfluss beschleunigen“: Sind Daten und Dokumente schneller verfügbar, können die Kunden auch besser beraten werden. Mehr Service für Kunden, engere Kooperation mit Partnern, höhere Prozessqualität: Diese Ziele verfolgen Unternehmer, wenn sie in IT investieren. Das meint zumindest das Kasseler Beratungshaus Tech Consult, das aktuell die Studie „Mittelstand und IT“ vorgelegt hat. Befragt wurden 275 Unternehmer, die bis zu 499 Mitarbeiter beschäftigen. „Lediglich Kosten zu sparen“, hat Senior Consultant Alexander Kubsch ermittelt, rangiere in der Zielsetzung von Mittelständlern „weit hinten“.

„Dramatisch“, so Kubsch, habe der IT-Einsatz an Professionalität gewonnen. Immer mehr Unternehmer verlieren demnach ihre Scheu vor der IT und erzielen beachtliche Ergebnisse. Wie etwa der ehemalige Banker Martin Schmeding: Nachdem er eine Wein- und Spirituosenhandlung in Singen am Bodensee gekauft hatte, blieb er zunächst auf seinen Produkten sitzen. Nur zwölf Monate später macht er als Power-Seller von sich reden. „Die Präsentation auf eBay“, beschreibt er sein Erfolgsrezept, „hat mich in Windeseile bekannt gemacht und lotst immer mehr Kunden direkt in meinen Online-Shop.“

Schmedings Strategie nennt Zilch beispielhaft: „Durch Zugriff auf Serviceplattformen können gerade kleine Unternehmen ihren Umsatz massiv beeinflussen.“ Zwar bleiben die Margen äußerst dünn, zumal Schnäppchenjäger nicht enttäuscht werden wollen. Umso größer ist jedoch der Werbeeffekt, wenn zufriedene Kunden mittels Ranking das Angebot weiterempfehlen. „Mit einer herkömmlichen Anzeige“, kalkuliert Schmeding, „wäre mir das nie gelungen.“

Im Handel steckt der Gewinn

Mit seiner Internetstrategie ist Schmeding vielen kleinen und mittleren Unternehmen weit voraus, wie eine im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit erstellte Studie des Netzwerks Elektronischer Geschäftsverkehr (NEG) dokumentiert. Zwar interessieren sich viele der 3363 im Frühjahr befragten Unternehmer für das Internet-Business, doch ihre Web-Aktivitäten beschränken sich auf Informationsaustausch und Banking. Ein ähnliches Fazit zieht eine Studie von IBM und der Zeitschrift Impulse. Demnach plant in den kommenden Jahren nur eine Minderheit, das Internet als zusätzlichen Absatzkanal zu nutzen.