Künstliche Intelligenz und die Zukunft des Bezahlens

KI und das Ende der manuellen Prozesse

22.10.2018
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Ralf Ohlhausen, Diplom-Mathematiker und Master of Telecommunications Business, verfügt über 25 Jahre Berufserfahrung in den Bereichen E-Commerce, Financial Services, mobile Telekommunikation und IT. Zuletzt war er als President Europe bei SafetyPay tätig. Weitere Stationen seiner internationalen Karriere waren Führungspositionen bei Digicel, O2, British Telecom und Mannesmann-Kienzle. Aktuell verantwortet er bei PPRO die weltweite Expansionsstrategie des Payment-Lösungsanbieters.

Sicherheit und Authentifizierung

Eine weitere wichtige Aufgabe, zu deren Lösung KI beitragen kann, besteht darin, die perfekte Balance zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit zu finden. Idealerweise wollen sowohl Händler als auch Kunden, dass das Bezahlsystem so einfach wie möglich zu bedienen ist. So bleibt die Kaufhemmschwelle auf einem niedrigen Niveau und eine breitestmögliche Zielgruppe wird zur Nutzung des Systems ermuntert.

Idealerweise muss der Kunde nur eine einzige Aktion ausführen, etwa seinen Fingerabdruck scannen oder ein Selfie machen, um sich zu authentifizieren und eine Transaktion durchführen zu können. Das Problem ist allerdings, dass selbst biometrische Daten kompromittiert werden können. Wenn beispielsweise die Datenbank selbst gehackt wird, könnte ein falscher Fingerabdruck mit einem bereits hinterlegten Namen und dazugehörigen Bankdaten verknüpft werden.

Lesetipp: Neue Methoden der Authentifizierung

Bisher wird dieses Problem mit einer Zwei-Faktoren-Authentifizierung gelöst. Die Verbraucher sind nach wie vor gezwungen, ihren Fingerabdruck zu scannen und ein Passwort oder eine einmalige Passphrase einzugeben. Mit der Unterstützung von künstlicher Intelligenz werden Bezahlanbieter allerdings in der Lage sein, eine klares Bild davon zu entwerfen, was für jeden Kunden normal ist und was nicht. Wenn eine Transaktion zu diesem Bild passt, ist das Risiko gering und sie kann mit geringeren Authentifizierungsanforderungen durchgeführt werden. Wenn die Transaktion als etwas Besonderes hervorsticht, so wird eine umfassendere Authentifizierung erforderlich.

Unsere Zukunft liegt in der Bedienung der Maschinen

Innerhalb einer relativ kurzen Zeit, in nicht mehr als zehn Jahren, wird die Bezahlindustrie fast komplett KI-gesteuert sein. Intelligente Systeme werden die Aufnahme neuer Kunden, Know-your-Customer-Prozeduren und Payment-Backends durchführen und unentwegt Millionen von Transaktionen auf bestimmte Muster abscannen, um Betrug, aber auch künftige Trends, Verkaufs- und Marketingoptionen zu identifizieren. Wenn Kunden mit den Bezahlsystemen interagieren, dann wird das in erster Instanz fast immer über künstliche Intelligenz ablaufen.

In diesem System werden die Menschen eine andere Rolle als bisher einnehmen. Die Nachfrage der Branche nach den besten KI-Entwicklern und Programmierern wird extrem steigen und sie wird mit anderen Branchen um diese Fachkräfte konkurrieren. Das wird nicht billig. Die New York Times berichtete jüngst, dass die besten KI-Entwickler derzeit bis zu eine Million Dollar pro Jahr verdienen.

Auch Analysten und Manager werden noch eine Rolle spielen, auch sie werden sich immer mehr mit künstlicher Intelligenz auseinandersetzen und daran gewöhnen müssen, mit ihr zu arbeiten. Sie werden in der Lage sein müssen, sachkundige Anweisungen an ihre Entwickler darüber zu geben, wie sie die KI-Modelle aufbauen und gewichten sollen. Sie werden zudem die Verantwortung dafür übernehmen müssen, welche Folgen ihre Entscheidungen nicht nur für ihre Unternehmen, sondern auch für ihre Kunden und die Gesellschaft insgesamt haben werden.

Teil 1: Macht KI die Finanzbranche intelligenter?

Teil 2: Mehr Sicherheit durch KI

Teil 3: KI und das Ende der manuellen Prozesse