Schwierige Work-Life-Balance

Karriere mit Kind

20.09.2010
Von Dirk Herzog

Was bringt eine Frauenquote?

Von einer Frauenquote, wie sie die Deutsche Telekom in diesem Jahr auf den Weg gebracht hat, hält Inge Hanschke aber nicht viel. Wichtiger sei es, Frauen frühzeitig für IT-Berufe zu begeistern, ihnen im Job die richtigen Rahmenbedingungen zu bieten und unbegründete Angst vor der Technik zu nehmen. Hier bestehe für die gesamte Branche weiterhin Aufklärungsarbeit. iteratec hat sich aus diesem Grund an einem Mentoring-Programm der TU München beteiligt, in dem Studentinnen und Absolventinnen über ein Jahr lang einen Mentor an die Seite gestellt bekommen, der mit ihnen regelmäßig Berufseinstiegs- und Karrieremöglichkeiten diskutiert.

Auch die Nürnberger Datev eG, der IT-Dienstleister für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte räumt dem Thema Ausgleich zwischen Arbeits- und Privatleben einen hohen Stellenwert ein. Dafür wurde das Unternehmen dieses Jahr bereits zum dritten Mal mit dem Zertifikat "audit berufundfamilie" der Hertie-Stiftung ausgezeichnet. Das Audit überprüft den Status quo der angebotenen Maßnahmen zur besseren Balance von Beruf und Familie und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familienbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird. Bei der Datev richten sich zum Beispiel Seminare und individuelle Beratungen speziell an Familien und werdende Eltern. Zudem hilft das Unternehmen Betreuungsplätze, Tagesmütter oder Au-pairs zu vermitteln.

"Am wichtigsten ist die frühzeitige Kommunikation zwischen Mitarbeiter und Arbeitgeber. Die Schwangerschaft und Elternzeit müssen als ganz normaler Vorgang betrachtet werden und keinesfalls als Störfall", sagt Andreas Krause, Leiter Personal Service bei Datev. "Deswegen bieten wir Beratungsgespräche an, zu denen immer beide Elternteile eingeladen sind. Das wird von vielen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen genutzt. Uns liegt an einer Win-Win-Situation für beide Seiten, für die Angestellten und das Unternehmen", so Krause.

Silke Kleiß, Datev, hat einen straff organisierten Tagesablauf, um Job und Familie unter einen Hut zu bringen.
Silke Kleiß, Datev, hat einen straff organisierten Tagesablauf, um Job und Familie unter einen Hut zu bringen.

Desweiteren stehen bei den Datev-Mitarbeitern flexible Arbeits- und Zeitmodelle im Mittelpunkt des Interesses. Mittlerweile nutzen bereits über 20 Prozent der Beschäftigten Teilzeitmodelle. Eine davon ist Silke Kleiß. Die Softwareentwicklerin, die bei Datev verschiedene Projekte und Teilprojekte im internen Entwicklungsbereich verantwortet, ist vor gut zwei Jahren Mutter geworden. Nach sechsmonatiger Babypause ist sie zunächst mit 15 Wochenstunden wieder eingestiegen und hat sukzessive auf heute 28 Stunden erhöht. Drei Tage in der Woche arbeitet die 33-Jährige zuhause und zwei Vormittage geht sie ins Büro, um sich vor Ort mit den Kollegen auszutauschen. Die Umstellung auf den Heimarbeitsplatz, der ihr von ihrem Arbeitgeber noch während des Mutterschutzes eingerichtet wurde, war für Silke Kleiß kein Problem. Sie hat sogar festgestellt, dass sie daheim meist konzentrierter arbeiten kann.

Ihr Tagesplan ist straff durchorganisiert. "Disziplin und gutes Zeitmanagement sind das A und O, um beides - Familie und Job - verantwortungsvoll und mit Freude vereinen zu können", sagt Kleiß. Ihr Tag beginnt dabei in der Regel um halb sechs Uhr morgens. Aufstehen, erste Mails bearbeiten, die Tochter zur Tagesmutter bringen, zurück an den Schreibtisch und bis spätestens um 14:00 Uhr mit allem Beruflichen für den Tag durch sein. Dann gehört der Nachmittag ihrer Tochter.