John Chen, Sybase: "Homogenität ist ein Traum"

21.06.2005

Im ersten Quartal 2005 legte unser Datenbankgeschäft um 25 Prozent zu, wobei sich dies wohl nicht wiederholen lässt, da ein sehr großer Deal in Europa den Ausschlag gegeben hat. Ein Wachstumstreiber ist Linux. Der Absatz mit Datenbanken für das Betriebssystem nahm um sieben Prozent zu.

CW: IBM, Microsoft, Oracle und neuerdings SAP wollen die Infrastruktur im Unternehmen bestimmen. Wie kann die vergleichsweise kleine Firma Sybase da mithalten?

CHEN: Wir heben uns von denen durch überlegene Produkte für die Datenanalyse und für den mobilen Zugriff ab. Unser offenes Middleware-Konzept ist viel besser als der Kauf-alles-bei-mir-Ansatz der genannten Anbieter. Kunden wollen nicht alles aus einer Hand kaufen, da diese Infrastrukturprodukte meist nur mit sich selbst integriert sind.

CW: Manche Anwender sind froh, wenn wenigstens die Produkte eines Herstellers gut zusammenpassen.

CHEN: Wenn wir die IT noch einmal ganz von vorne entwickeln könnten, wäre eine Komplettlösung aus einer Hand perfekt. Die Wirklichkeit ist jedoch, dass Kunden verschiedene Datenbanken und Applikationen nutzen. Fragen Sie doch mal die 100 größten deutschen Firmen, ob sie ihre IT-Produkte von einem Anbieter gekauft haben oder künftig alles von einem Hersteller beziehen wollen. Homogenität ist ein Traum.

CW: Firmen wollen aber die Anzahl ihrer Lieferanten wegen der Integrationskosten reduzieren.

CHEN: Kunden möchten Wahlmöglichkeiten, Flexibilität und offene Schnittstellen - zumindest die großen Firmen. Es stimmt, dass sie nicht zu viele Lieferanten möchten, aber sie wollen auf alle Fälle nicht nur einen.

CW: Wie stellen Sie sicher, dass Sie einer dieser Lieferanten sind?

CHEN: Wenn wir unsere Offenheit aufgeben und den Kauf-alles-von-mir-Ansatz der Konkurrenz kopieren würden, wären wir ziemlich bald aus dem Geschäft oder ein Übernahmekandidat. Wir punkten mit einer offenen, leistungsfähigen Architektur, die kostengünstig zu betreiben ist und sich leicht verwalten lässt. Unsere "IQ Engine" (Datenbank-Engine für die Analyse von Geschäftsdaten, Anm. der Redaktion) zum Beispiel läuft auch auf Oracle-Datenbanken.

CW: Wie viel Umsatz machen Sie mit bestehenden und wie viel mit neuen Kunden?