IT-Töchter: Unsichere Gehversuche im Markt

20.01.2003
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

„Das IT-Budget der Unternehmen fließt zum erheblichen Maße auch an externe Anbieter“, schildert Rüter die Situation in den Unternehmen. Je besser die ausgegründete Tochter in ihrer Leistungsfähigkeit und Qualität wird, desto öfter wird es ihr gelingen, sukzessive die außerhäusigen Anbieter zu verdrängen und den eigenen kaptiven Umsatz zu erhöhen, ohne dass zwangsläufig auch das IT-Budget steigt.

Aus diesem Grund müssen die echten IT-Dienstleister die neue Konkurrenz beobachten, fürchten müssen sie sie nicht. Beim Neukundengeschäft dürfte das Gros der IT GmbHs keinen wirklichen Wettbewerb mit den etablierten Service-Providern herbeiführen können. Und die Zeiten, in denen IT-Töchter mit Dumping-Preisen den Marktzugang suchten, sind offenbar vorbei. Allerdings blockieren die Ausgründungen den Zugang zu den Unternehmen. Obwohl sie sich einerseits dem externen Wettbewerb stellen sollen, um marktübliche Preise und Strukturen zu etablieren, bewegen sie sich nämlich in der Regel in einer geschützten Umgebung. Üblicherweise vereinbaren Mutter und ausgegründete Tochter einen Kontraktionszwang von zwei bis drei Jahren. In der Aufbauphase der IT GmbH unterliegen die Geschäftsbereiche der Verpflichtung, IT-Leistungen vom eigenen Sprössling zu beziehen.

Wettbewerb light

Nach Ablauf dieser Frist geht der Zwang in der Regel in eine Last-Bit- oder Last-Call-Option über. Der eigenen IT-Tochter wird bei Ausschreibungen also das Recht eingeräumt, ihr Angebot dem Niveau der Wettbewerber anzupassen. Ob sich die IT-Töchter jedoch einen Gefallen damit tun, diese Option allzu häufig zu ziehen, ist fraglich. Denn wenn die vorhandenen Strukturen es nicht erlauben, konkurrenzfähig zu sein, liefern sie Services zu einem Preis, der über den eigenen Entstehungskosten liegt. Auf Dauer würde das im wirtschaftlichen Desaster enden.