IT-Outsourcing erreicht den Mittelstand

27.06.2005
Von von Eberhard

Die Anwendungsentwicklung betreiben die Stuttgarter jedoch in eigener Regie. „Einem externen Anbieter fehlt dafür das Branchenwissen, und wir würden uns von ihm abhängig machen“, begründet Sebille seine Entscheidung. Durch das Outsourcing spare Minol 30 Prozent seiner IT-Kosten ein. Dazu tragen beispielsweise nicht anfallende Personalkosten für die Administration der Systeme und die ebenfalls entfallenden fortlaufenden Schulungen der damit betrauten IT-Mitarbeiter bei. Im Gegensatz zu Konzernen mit großen IT-Abteilungen sei das vor allem für mittelständische Betriebe von Vorteil.

Dem IT-Chef von Minol zufolge lohnt es sich auch nicht, Angestellte für komplexe Probleme auszubilden. Doch wenn solche auftreten, müssten externe Mitarbeiter eingekauft werden: „Das wird unterm Strich teuerer.“ Zudem eliminiere Outsourcing ein durch Krankheit der eigenen Mitarbeiter bedingtes Ausfallrisiko. „Gerade bei kleinen Betrieben ist das wichtig“, betont der Minol-Manager. Dass ein Outsourcer über Personal verfügt, das auch außerhalb der normalen Arbeitszeiten und Geschäftstätigkeit die Systeme überwacht, sieht er als weiteren Pluspunkt. Auch die Flexibilität bei kurzfristigen Anforderungen an die Hardware sei ein Argument für Outsourcing.

Führt ein Unternehmen beispielsweise ein neues Software-Release ein, benötigt es für ein paar Monate zusätzliche Server, um ein Testsystem parallel zu fahren. Bei einem Outsourcer ist das mittels eines temporären Mietvertrages einfach zu bewerkstelligen. „Bei einem Hersteller oder Händler findet so ein Ansinnen wenig Gegenliebe“, berichtet Sebille. Neben den Einsparungen nennt der der DV-Chef die physische Sicherheit als Kriterium für Outsourcing im Mittelstand: „Das ist ein Hauptgrund für mich.“ Dazu zählen beispielsweise Schutzvorkehrungen im Rechenzentrum des Outsourcers gegen Brand, gegen Anschläge oder Flugzeugabstürze.

Vereinbarungen über geschäftskritische Dienstleistungen wie Reaktionszeiten auf Ausfälle und Performance hat Minol über ein Service Level Agreement mit TDS sichergestellt. „Werden diese nicht erfüllt, haben wir Regressanspüche an TDS“, hebt Sebille hervor. Bei internen Mitarbeitern sei das nicht möglich. Für die Verfügbarkeit der Systeme habe Minol einen Vertrag über 98,5 Prozent der Betriebszeit mit dem Dienstleister abgeschlossen. In der Praxis habe der Outsourcer aber sogar einen Wert von 99,8 Prozent erfüllt. Die Reaktionszeiten auf Serviceanfragen würden zu über 90 Prozent eingehalten.

ERP-Anbieter reagieren auf Outsourcing-Potenzial

Ralf Gärtner, Vorstand Vertrieb und Marketing SoftM: Mittelstand konzentriert sich auf KernkompetenzenWie Rechenzentren registrieren auch auf mittelständische Betriebe fokussierte Softwarehäuser, dass in dem von ihnen adressierten Marktsegment Outsourcing-Lösungen zunehmend Akzeptanz finden. “Im Mittelstand sehen wir schon immer einen Trend, sich auf Kernkompetenzen zu konzentrieren und in schlanken IT-Organisationsstrukturen zu denken”, erklärt Ralf Gärtner, Vorstand Marketing und Vertrieb bei SoftM. Der Softwarehersteller aus München praktiziere seit längerem bei einem Teil seiner Kunden Outsourcing im Sinne von "Inhouse-Outsourcing". Das heißt, SoftM betreut die IT des Unternehmens einschließlich Netzwerk, Software und Hardware. Bei diesem Geschäftsmodell verbleibt jedoch die gesamte Installation beim Kunden. Neuerdings stelle der SoftM-Vorstand aber vor allem bei kleineren Mittelständlern einen Trend fest, auch die Server außer Haus zu geben. „Dieses Modell haben wir bisher bei gut einem Dutzend unserer Kunden realisiert”, berichtet Gärtner.