IT-Konzerne drängen in die Wohnzimmer

27.08.2003
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Aber Stillstand zählt für Bell nicht: "Wir werden weiterhin in andere Produktkategorien expandieren, die mit dem Computer zusammenhängen." Selbst in Europa, wo noch längst nicht alle US-Produkte angeboten werden, stiegen Dells Umsätze im Endkundengeschäft zuletzt um 70 Prozent verglichen mit dem Vorjahresquartal, sagt Bell. Vorsorglich haben die Texaner im Juli das Wort "Computer" aus ihrem Firmennamen gestrichen.

Big Blue wartet ab

Lediglich IBM konnte sich bislang noch nicht dazu durchringen, die Schlagzahl im Rennen um das Wohnzimmer zu erhöhen. Vor vier Jahren sei die Entscheidung gegen das Consumer-Geschäft gefallen, berichtet Felix Rümmele, weil dessen Profitabilität kritisch beurteilt wird: "In dem Bereich zählt ausschließlich der Preis für die Hardware", sagt der Direktor für IBMs PC-Marketing. Added Value werde dort nicht honoriert, daher setze Big Blue ganz auf Business.

Hinzu kämen laut Rümmele noch Konflikte im Channel, die in jedem Fall etwa zwischen Retail-Märkten, dem Fachhandel oder dem Direktverkauf ausbrechen würden. "Reizvoll ist es natürlich immer, wenn man große Stückzahlen absetzen kann" - nicht zuletzt wegen der Statistik. Über Umsatz und Profitabilität sage das alles aber nichts aus. Daher lautet Rümmeles Fazit: "IBM hat nichts in der Pipeline, und wir werden auch künftig nicht in den Consumer-Bereich gehen." Wie lange das "künftig" Gültigkeit hat, ließ er wohlweislich offen.

Amerika trifft auf Asien

Schaden kann es vorerst nicht, abzuwarten und erst einmal die Entwicklung zu beobachten. Standards für künftige Home-Plattformen, Datenformate oder Übertragungswege sind noch Mangelware - eine traditionelle Schwäche der IT-Anbieter. Zudem ist der Consumer-Bereich hart umkämpft, einschlägige Anbieter wie Sony, Samsung oder Matsushita Electric spielen selbst in der Champions League. Zudem unterhalten sie ein Netz von Partnerschaften und Beziehungen zu den IT-Companies - und wer verprellt schon gerne seine Komponentenlieferanten für einen Markt, dessen Potenzial zurzeit niemand genau abschätzen kann? Nicht zuletzt daher gehen die IT-Konzerne vorerst lieber kleine Schritte, statt sich bei einem weiten Satz ins Wohnzimmer den Kopf am traditionellen Fernseher zu stoßen.